Dieser Beitrag wird das Durchschnittsniveau meiner Blogeinträge senken. Jedenfalls vermute ich das, denn ich möchte was über das gestrige 1. Treffen der Bremer Attac-AG "Genug für alle" (zum Thema Grundeinkommen) schreiben, habe aber nicht wirklich was zu berichten. Und wenn keine Story da ist, steht auch zu erwarten, dass keine rüberkommt. Ich schreibe trotzdem einfach mal drauflos.
Ich weiß noch, wie ich in Berührungsängste über meine Teilnahme an einem Treffen der LAG BGE der Bremer Linken berichtete. Es ging um Ziele und Selbstverständnis von Organisationen und den in ihr aktiven Personen. Damals schrieb ich "Ich möchte zum einen die emanzipatorische Komponente in der Grundeinkommensbewegung stärken und zum anderen den Diskurs um das BGE in meiner Partei (der Piratenpartei) am Leben erhalten."
Heute habe ich solche Ziele überhaupt nicht mehr. Aus der Piratenpartei bin ich vor vier Monaten ausgetreten, und die Grundeinkommensbewegung in eine bestimmte Richtung hin stärken, will ich auch nicht mehr. Mich interessiert es heute mehr, Leute anzuregen, sich völlig ergebnisoffen mit dem Thema BGE zu beschäftigen. Es gibt keine "richtigen" und "falschen" BGE-Ansätze, sondern nur verschiedene dahinterstehende Zielstellungen. Und ein Parteien-Kontext ist beim Thema Grundeinkommen schon gar nicht sinnvoll.
Ich weiß auch noch, wie ich einen Blogpost später in Verkürzt dargestellt über meine Teilnahme an einem Treffen des Bremer Initiativkreis Grundeinkommen (BIG) berichtete. Ich schrieb dort dann "Einer redet zweieinhalb Stunden lang. Wahrscheinlich noch viel länger, aber länger hatte ich mir das nicht angetan. Nach zwei Stunden sagt er zu mir, dass ich noch gar nichts gesagt habe und ihn meine Meinung sehr interessieren würde. Er redet aber weiter. Ununterbrochen. Nach einer weiteren halben Stunde bin ich dann gegangen."
Gestern in der Attac-AG erfuhr ich, dass die BIG heute nur noch aus einer einzigen Person besteht. Von dieser Person wusste ich, das sie zwei Tage zuvor Gast auf einem Themenabend Grundeinkommen der Bremer Piratenpartei war (da war ich aus o.g. Gründen nicht dabei). Es handelt sich um jenen Einen aus dem Zitat im letzten Absatz! Dass mit dem niemand mehr zusammenarbeiten will, überrascht mich also nicht. (Ich hatte ihn allerdings noch ein paar mal anderswo deutlich harmloser erlebt, u.a. auf einer gemeinsamen Fahrt nach Hamburg zu einer Versammlung des bundesweiten Netzwerks Grundeinkommen.)
Wie dem auch sei: Die Leute von der LAG und die von Attac sind nicht mehr bei der BIG aktiv, sondern haben nun eine Bremer Genug-für-alle-AG gegründet, von denen es bundesweit bereits zahlreiche gibt. Bei deren Gründungsveranstaltung mit Werner Rätz war ich auch anwesend gewesen, weshalb ich nun also auch zum ersten Treffen gekommen war. Und damit bin ich wieder beim Thema: Ich weiß nicht wirklich, was ich darüber berichten soll. Ich versuch's einfach:
Es begann mit einem Rückblick auf die Bremer Veranstaltungen zur zurückliegenden Woche des Grundeinkommens. Diese liefen noch unter der Flagge der BIG und hatten Attac als "Mitveranstalter" und die LAG BGE als "Partner" gelistet. Der Bremer Dialog Grundeinkommen (das ist diese Wählervereinigung, die ich hier in meinem Blog zuletzt als "Götz-Werner-Anbetungsverein" bezeichnet hatte, und die mittlerweile recht gute Kontakte zu den Bremer Piraten hat) ist mir, nebenbei erwähnt, dieses Jahr durch keine einzige Veranstaltung zur Woche des Grundeinkommens aufgefallen. So war nun also hier auf dem Attac-Treffen deren vollständige Retrospektive. (Eine Veranstaltung folgt noch hinterher, am 14.11.)
Im Anschluss wurde dann auf von mir unterstütztem Wunsch eines Teilnehmers über Ziele und Selbstverständnis der neu gegründeten Gruppe gesprochen. Genau das interessiert mich bei allen Gruppen ja am meisten: Was wollen die Teilnehmer, warum nehmen sie teil, was wollen sie wirklich, und was entsteht in der Gruppe daraus. Es waren im Prinzip zwei Dinge: 1. Einen Grundstock an Wissen erarbeiten. 2. Aktionen durchführen (Filmvorführungen, Demoteilnahmen, Vernetzung).
Einer merkte an, dass die Diskussion in der Gesellschaft längst in ausreichendem Maße stattfinde, dass man sie aber dringend unterfüttern müsse. Und dass man in der Argumentation nicht auf Ebene der Wünsche bleiben dürfe, da das dann keine Folgen habe. Man müsse konkrete Forderungen benennen und auch Bündnispartner suchen. Das Thema BGE allgemein sei zu sehr diffus.
Ein anderer merkte an, dass solche Themen generell erst nach einer Katastrophe politisch interessant werden. (Er nannte dann mehrere Beispiele, von denen ich alle bis auf die Anti-Atom-Bewegung vergessen habe. Die spannende Diskussion ließ mich nur wenige Notizen machen.) Man müsse sich aber jetzt dennoch mit dem Thema Grundeinkommen beschäftigen, damit man dann vorbereitet sei.
Eine Teilnehmerin merkte an, dass die derzeitigen Protestbewegungen bürgerlich seien, also von Leuten in geregeltem Lohn und Brot. Der Trend, sich mit den von der BGE-Thematik berührten Aspekten der Gesellschaft zu beschäftigen, sei hingegen in der öffentlichen Diskussion rückläufig. Ihre Worte waren besser als diese, aber auch hier habe ich leider keine Notizen. Nur eines habe ich mir gemerkt: "Bilder prägen ungeheuer.". Daher ihr Faible für Aktionen. Ich persönlich finde ja eher: "Bilder prägen Ungeheuer." ;-)
Zwischendurch gab es immer wieder Diskussionen und Berichte. So war auch von Prof. Segbers und Matthias Dilthey die Rede. Über die beiden hatte ich anlässlich zweier Vorträge in Bremen in Wann ist ein Grundeinkommen emanzipatorisch? auch in diesem Blog bereits ausführlich berichtet. Die Darstellung von Dilthey in der Attac-Runde teilte ich durchweg. Die von Segbers hingegen überhaupt nicht. Dies dort darzustellen, dazu kam ich aber nicht. Ich selber habe an dem Abend nicht viel Geistreiches von mir gegeben. So hatte ich mich z.B. total bei dem Versuch verhaspelt, darzustellen, wie sehr die jeweiligen Herkunfts-Kulturkreise meiner Bekannten den Ausschlag geben, wie sie reagieren, wenn ich das Thema Grundeinkommen anspreche.
Generell sind solche Abende unter der Woche einfach nicht mein Ding. Auch gesundheitlich bekommt es mir besser, wenn ich abends zur Ruhe komme. Ich bin ein "männlicher weißer Erwerbsarbeiter" und mache meinen Job intensiv und gerne. Grundeinkommen ist nur ein Hobby. Ich werde es mir nicht leisten können (und auch nicht wollen), an jedem weiteren Treffen der Genug-für-alle-AG teilzunehmen. Ich muss aber zum 1. Treffen dieser Gruppe ein klares Fazit abgeben: Es ist die spannendste Gruppenveranstaltung (also Diskussionsrunden nach Vorträgen nicht mitgerechnet), die ich je in Bremen mitgemacht habe.
Und vielleicht hat das Durchschnittsniveau meiner Blogeinträge durch diesen Bericht darüber ja doch nicht so sehr gelitten wie anfangs befürchtet.
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