Anfang des Jahres 1989 habe ich mich privat mit dieser Art der Wirtschaft beschäftigt und etliche einschlägige Zeitschrifteninformationen (Wirtschaftswoche , DIW, Handelsblatt, DIW, Bundesbankberichte etc) zusammengefasst die ich auch nach so langer Zeit in vielen Stellen aktuell finde. Allerdings habe ich den seit dieser Zeit stets steigenden Rentenmarkt nicht berücksichtigt und auch die Verbriefung nach Westernart war noch nicht excessiv :
Devisenhandel
Es folgt eine Sammlung von Zahlen und Fakten zur jüngsten Geschichte bezüglich des Devisenhandels. Langzeitscenarien die beispielsweise im vergangenen Jahrhundert beginnen fehlen ebenso wie Quindessenzen von Volkswirtschaftlern jüngsten Datums. Zu den Zeitpunkten bei denen die jetzt teilweise veralteten Lehrbuchmeinungen aufhören wird eingesetzt. Die Datenauswahl dabei ist nur wenig staatsgebunden sondern vielmehr auf Institutionen und Branchen bezogen. Weder die Größe des Devisenhandels noch deren Gewinnmargen, die fast gesetzmäßig bei bei 1/4% ausgeschöpft werden, sollen bewertet werden. Ziel ist es die individuelle Urteilskraft zu stärken.
Der "ideale Markt"
Grundbedingungen für einen 24 Stunden Devisenhandel sind weltweite Marktgängigkeit. Darüber hinaus muß das zu handelnde Papier überall für alle Marktteilnehmer gleiche Eigenschaften haben. Nicht zuletzt dürfen technische Mängel, beispielsweise der Datenübertragung dem Handel nicht im Wege stehen. - Alle diese Parameter eines "idealen" Markteswurden im Bereich des Devisenhandels in den letzten Jahren zunehmend erfüllt und durch diverse weltweite staatliche Deregulierungen im Finanzbereich unterstützt.
Seit dem Währungsabkommen von Bretton Woods anfang 1973 sind die Wechselkurse der Leitwährung Dollar nicht mehr festgeschrieben. Angebot und Nachfrage regeln seither den Preis der jeweils einzustauschenden einzelnen Devisenposition. Für die Devisenkursentwicklungen sind jetzt also die Paritätserwartungen, internationale Zinsdifferenzen und die nationale Geldpolitik mitverantwortlich.
Rohstoffmärkte allen voran der Rohölmarkt finden ihre Bemessungsgrundlage meist in der Leitwährung Dollar, die auf diese Weise ihren Kurs festigen kann. Länder wie Neuseeland oder Kuwait benutzen den Greenback als Leitwährung und verbreitern so zusätzlich Basis und Vorsprung der US Währung.
Wachstum des Devisenhandels
In den 70ger und auch in den 80ger Jahren sind unausgeglichenheiten von Zahlungsbilanzen etlicher Staaten zu beobachten. Erinnert sei beispielsweise in diesem Zusammenhang an die Geldbewegungen im Zusammenhang mit der Erdölkrise. Im Jahre 1979 entschied sich die amerikanische Zentralbank ihr Hauptaugenmerk auf die monetären Aggregate zu richten. Zu den weiteren wichtigen Schritten zählt die Aufhebung der Kapitalkontrollen in Japan im Jahre 1980. Dies alles führte zu einer Expansion der internationalen Finanzmärkte in vorher nie dagewesenem Umfang. Es entstanden hohe Salden im internationalen Zahlungsverkehr. Allein Japan besitzt heute Auslandsvermögen in Höhe von 500 Mrd Dollar. Das sind 150 Mrd. Dollar mehr als die OPECauf dem Höhepunkt der Petrodollarflut hatte. Diese Salden wiederum führten zu einer starken Anlageexpansion auf den internationalen Märkten.Die Umsätze dieses internationalen Handels mit Bankguthaben in den verschiedenen Währungen haben konsequenterweise in den 80 ger Jahren ständig zugenommen. Im Jahre 1970 waren es täglich 2,5 Mrd Dollar. Dieses Volumen stieg 1979 auf 70Mrd Dollar. Allein die New Yorker Banken pushten Ihren Tagesumsatz im Devisenhandel von von 1953 bis 1986 von 14,1 auf 25,9 Milliarden Dollar. Die Devisenhandelsplätze haben die Rangfolge New-York, London, Schweiz, Tokyo, Bundesrepublik. In der Bundesrepublik wird der Devisenhandel auf täglich 90 Milliarden DM geschätzt. In Zürich ist der durchschnittliche offizielle Tagesumsatz an Devisen 30 Mrd Franken. Vergleicht man so so werden an einem Devisenhandelstag beispielsweise mit 200 Mrd Dollar mehr Gelder bewegt als im Haushalt unserer Bundesregierung in einem ganzen Jahr.
Betrachtet man den den grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr, so ist in diesem Bereich eine wachsende allseitige Verflechtung zu beobachten. Kauften Inländer im Jahre 1970 für 17,3 Mrd DM ausländische Wertpapiere so waren es 1980 82,4 Mrd DM und 1986 408,9 Mrd DM.
Schweizer Banken wiesen Ende 1986 eine Bilanzsumme von 850 Mrd Franken aus. Der Auslandsanteil - ganz wesentlich getragen von den fünf Großbanken - belief sich dabei im Aktiva auf 40 % und 31% im Passiva.
In London werden derzeit täglich für 500 Millionen Pfund nicht britische Wertpapiere gehandelt. Das heißt der Umsatz liegt 70% über Vorjahresniveau. Es wird geschätzt, daß außerhalb der Börse nocheinmal 500 Mill Pfund Auslandsaktien gehandelt werden. Davon werden 55% des Umsatzes mit ausländischen Adressen abgewickelt. Jährlich kommen 400 Mrd. Dollar an grenzüberschreitenden Krediten neu hinzu.
Devisenhandel und Banken
Das wesentliche internationale Scenario des Devisenhandels wird durch 30-50 Großbanken bestimmt die am erfolgreichsten die immer größer werdenden Sortenberge gewinnerwartend um den Globus jagen.
Ausgefeilte Systemsoftware, Großrechner und online Datennetze, interne Organisationsanpassungen - beispielsweise der 2 Schichtbetrieb in den Devisenabteilungen - sind unerlässliche Vorraussetzungen dieser spezialisierten internationalen Banken. Diese Arbitage simliert den "Standard" devisenmarkt. Zur Nutzung der kleinsten Spannen nutzen die Händler Devisenhandelssysteme wie "Citytrend" jedoch nicht. Hinzu kommen muss "individuelle" Marktkenntnis in möglichst vielen Handelsländern: Citycorp unterhält beispielsweiseVertretungen in 93 Ländern der Erde. Mit zunehmend optimierten Werkzeugen im Devisenbereich wächst konsequenterweise auch die Umschlagshäufigkeit der Devisen. - Spricht man bisher in den USA von "Overnight money" so ist abzusehen, daß dieses Geld während der Nacht noch mehrfach gewechselt wird.
Von Banken werden wegen der vielfältigen Devisenrisken inzwischen Lösungen praktiziert und auch in kleinerem Umfang ihren Kunden angeboten: Finanzdienstleistungen wie Forward Exchange Contracts, Future Contracts, Exchange Traded Options, Over-the-counter Options, Options on Options, Currency Swaps, Interest Rate Swaps wurden kreirt.
In dieser Auflistung haben allein die Currency Swaps im Jahre 1987 einen Wert von 450 Mrd $ erreicht. Letzterer Wachstum durch Vertragsvereinheitlichung durch die International Swap Dealers Association (ISDA) unterstützt worden.
Ein dutzend amerikanischer Großbanken konnte so mit diesem "currency game" allein im Jahre 1985 Währungsüberschüsse von 1,2 Milliarden Dollar verbuchen.
Devisenhandel und Institutionen
Wie mächtig Anlageinstitutionen wie Versicherungen oder Fonds sind wird anhand der Vorgänge am "Schwarzen Monta" den 17.10.1987 verdeutlicht:
Zwei riesige Verkaufsorder an Aktien - eine aus London und die andere aus Tokyo haben zu einem 1o fachen Tagesumsatz geführt. Durch Kursverluste hat allein die Versicherungwirtschaft einen Schaden von 130 Milliarden Dollar erlitten.
G7 und andere Zentralbanken
Von Fachleuten werden die Verluste der Zentralbanken zur Stützung des Dollarkurses Ende 1987 auf mehr als 100 Milliarden Dollar geschätzt. Der Mechanismus der Interventionen ist immer der selbe: Die Deutsche Bundesbank nimmt Dollar aus dem Markt, verknappt das Dollarangebot, und gibt dafür D-Mark hinein. Die Bank of Japan macht es genauso, sie erhöht ihre Dollabestände gegen Yen. auch die Federal Reserve in Washington verändert ihre Devisenbestände. Sie tauscht allerdings Dollar gegen eine andere Fremdwährung, beispielsweise Yen oder D-Mark.
Devisenhandel und Fertigung
Weltweite Nachfrage bestand im Jahre 1986 für 4,3 Bill. Dollar im Warenhandel. Mit realen Warenmärkten sind demnachnur 9 bis 15% des Devisenhandels verbunden. Das weltgrößte Devisenhandelsland USA ist am Welthandel mit 13% dabei. Die übrigen 6 großen westlichen Industrienationen sind mit ähnlichen und Großbritannien mit 9% vertreten.
Die finanzielle Späre erlangt in den Firmen immer mehr an Bedeutung. Konsequenterweise werden hier die Marktveränderungen besonders deutlich. Eine drastisch zunehmende Anzahl von Firmen übertragen ihre Forderungen die durch Export entstehen spezialisierten Factoringunternehmen. Im Auslandswarenverkehr wird festgestellt daß Japanische Multis zu 30% und US Firmen zu 20% den umgekehrten Weg gehen und sich sehr wohl um ihre Forderungen kümmern. Beim Devisenhandel der internationalen Großbankenmischen diese Firmen mit: Extraerträge winken den Im- oder exportierenden Unternehmen wenn sie von den Banken keine Dienstleistung im Devisenbereich fordern.
Betrachtet man beispielsweise ein einfaches Devisenhandelsmodell das ausschließlich mit einem 12 Tage Schnitt arbeitet so sind damit über 20 Zinsen zu erzielen:
Nutzt das Unternehmen den kompletten Finanzierungszeitraum der Auftrags- und Warentransaktion mit einem zugeschnittenen Softwarepaket so ist mit deutlich höheren Erträgen für das Unternehmen zu rechnen.
Erst wenn unverhältnismäßig hohe Devisenbeträge über längere Zeiten als das Finanzierungsmodell Industrie es zuläßt, verschoben werden, kann das Unternehmen überproportional Schaden nehmen. Nur selten schlagen allerdings die Wogen hier so hoch wie wie bei Renault oder Volkswagen. In aller Regel wird solange unter den Teppich gekehrt bis es nicht mehr geht: Meldung der US Firma Appollo Computer "Verlust von 6,4 Mill $ durch Devisentransaktionen".
Das Risiuko liegt bei der Industrie jetzt auch an den Landesgrenzen. Hatten in früheren Jahren eher die zinssensibelen Wirtschaftsbereiche die Hauptanpassungslast zu tragen so sind es heutzutage beispielsweise bei ungünstigen Währungsparitäten die in den Dollarraum exportierenden oder spekulierenden Betriebe. Deren Produkte sind eher nicht mehr konkurrenzfähig und Bereinigungen des Ausfuhrsortimentes schmerzen.
Neutral oder langfristig verschont von Währungsschwankungen bleiben nur die Unternehmen die konzernintern auf Ausgewogenheit von Erträgen und Aufwendungen je bedeutender Währung achten.
Bei dieser Sachlage lohnt sich ein Blick in Länder die erfolgreich sind und dazu noch Währungsdiskontinuität haben: Israel wicekt einen großen Teil der Fahrzeug- ind Fabrikimporte per Luftfracht ab. Vielleicht hat sich daraus erst die Möglichkeit zu Fruchtexporten ergeben? Gebundenes Kapital wird so klein gehalten.
Bemerkenswert sind auch die jüngsten Re-Importe Japanischer USA Exporteure; dies kann sowohl mit gut durchdachter Lagerlogistik als auch mit kostengünstiger Gesamtfertigung im Billigdevisenland begründet sein.
Investitionen weltweit
Seit dem Jahreswechsel 1987/88 sind die direkten kurzfristigen Zusammenhänge zwischen internationalem Investmentund Unternehmenserfolg offensichtlich geworden.
Standortvorteile sind temporär. Paritätveränderungen können sowohl bei der grenzüberschreitenden Beschaffung wie beim Absatz die Kalkulationsgefüge der Produkte drastisch verschieben. Steuern, Auflagen oder Zölle sind weiter schnell veränderbare Größen.
Tendenzen der Warenexporteure in den Absatzländern direkt in Fertigungsanlagen zu investieren schlagen sich in Wirtschaft und Politik nieder. So hat Japan in den 80 ger Jahren in den Staaten der Europäischen Gemeinschaft bei 164 Projekten 75 000 Arbeitsplätze geschaffen.
Einfacher machen es sich da schon die westlichen Kulturen. Deren Manager kaufen bei günstigen Währungsverhältnissen im Zielmarkt flux ein: so schätzen Experten daß 30 der Unternehmensübernahmen in den USA im Jahre 1988 von Europäern durchgeführt wird. Der Kauf von Celanese USA durch die Hoechst AG sei ein Beispiel dazu.
6 comments
Elbertinum said:
Für viele ist Geld ein Spielgeld - man kann nicht genug davon bekommen -
Aber was ist ein Mensch wert - eine Volkswirtschaft - die Natur ?
Ulrich Dinges said:
Die anderen Werte Natur oder der Wert einzelner Menschen ist wahrlich schwer zu ermitteln. Volkswirtschaften sehe ich kritischer schließlich kann sich ein Volk recht schnell völlig anders organisieren (Die DDR ist schließlich eben mal der Bundesrepublik beigetreten - China kauft Land in Afrika usw)
Ulrich Dinges said:
Elbertinum said:
Das Geschäftsgebaren der Geldwirtschaft ist für einen normalen Bürger unverständlich
und daher auch nicht zu bewerten - ich kann das jedenfalls nicht -
Ulrich Dinges replied to Elbertinum:
Die derzeit aktuelle Krise, das meinst Du vielleicht mit Geldwirtschaft, betrifft sicher weniger diesen Devisenhandel sondern jeden einzelnen Geldwert an sich - weltweite Bewertungen von Leistungen, Werten, Sicherheiten oder Gütern auf der einen und Verbindlichkeiten auf der anderen Seite.
Wirtschaftseinheiten die mit hohen Geldwerten, vielleicht auch noch schnell und mehrfach arbeiten, fallen besonders ins Gewicht - also die Kreditinstitute und die Nichtbanken.
Und um diese restlichen 98% der Geldwirtschaft dreht es sich bei dem Artikel nicht.
Ulrich Dinges said:
5 Seiten Notizen habe ich als Antworten jetzt um mich herum liegen.
Den Handel mit Devisen sehe ich als sehr kleinen Teil des Problems an.
Sicherlich beim Wirtschaftssystem und gerade bei vielen Banken ist Umbau oder geordnete Schließung mangels erfolgversprechenden Geschäftsmodells wünschenswert bzw. diese würden der Allgemeinheit guttun. (als zusätzliche Ausschweifung zu diesem Thema nenne ich die jüngsten Einkäufe von Spezialisten durch die Investmentbanken Goldmann Sachs und die Deutsche Bank u.A.... Dann wissen diese Unternehmen woher aus dem Wirtschaftsnebel sie die nächsten Gewinne kreieren können*))
Wichtige Problemkreise meiner Meinung nach sind die Ungleichgewichte der Leistungsbilanzen einzelner Staaten. Verschärft wird langfristig die Kriese durch Großkreditaufnahmen der jeweils öffentlichen Haushalte. Als dritter Punkt, und da fühle ich mich als Bürger alleine gelassen: Diejenigen die die großen Räder drehen finden Wege (z.B. Steuerparadiese oder eine Grundgesetzänderung mit Schlagwort Schuldenbremse) sich aus Verpflichtungen zu lösen.
Nicht mit Warenströmen verbundene Geldflüsse halte ich in überschaubarem Maße für notwendig (und keineswegs nur für Spekulation): Beispiel Opel - Es ist nicht das Problem dass die einzelnen Wagen nur mit geldwerten Lizenzen herzustellen sind.
Der Mensch an sich ist mit einer Leidenschaft für Spiele ausgestattet; und diese wird dafür sorgen dass das Rad sich weiterdreht: Die Geschichte liefert fast immer Vorlagen
*) Wirtschaftswoche vom 25.5.2009 Seite 48 "die nächste Party"