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eine Stunde Uelzen im Jahre 1407

Die Glocke von St. Marien hatte zu Mittag geläutet. Jetzt sind die groben Holzbänke im Speisesaal der Probstei bis zum letzten Platz mit schmatzenden Gotteshausmännern Kantoren und Volks besetzt.

Domenikus B. und Johan S., beides Ratherren und letzterer Kaufmann in Sachen Holz unterhalten sich angeregt darüber wie sie den Probst dazu bringen können dass sein Lehrer mit den Kindern mehr rechnet: Vertraglich verpflichtet wäre er eigentlich dazu Auf der Tafel steht neben jedem Teller ein Becher Dünnbier. Gegenüber am Tisch sitzen der Küster und ein Ziegelmacher. Geld habe ich ja genug am Baldachin verdient äußert Ersterer und zählt für sich die letzten 6 Pfennige vom den letzten Begräbnisfeierlichkeiten dazu. Ein Anbau am Haus wäre genau das passende für die Kirchensachen meint Giselher.

Auf den ersten Blick erkennt man an gesondertem Ort unter den Anwesenden den geschorenen Scheitel des Domherren Rupert von Nordloh: Bekleidet mit einem exzellent gewebten Kaftan mit Almutie, Beinlingen und einfachen Schnabelschuhen sitzt der Probst gegenüber von zwei Gästen die aus Lüneburg zwecks Auftragsklärung gekommen sind. Eine Küchenhilfe schlicht in grau gekleidet trägt für die vornehmen Herrschaften einen Topf herbei: Eierküchle, Käse mit Petersilie und Salbey gewürzt. Laut schmatzend leeren die Herrschaften ihre Teller darauf trinkt Rupert mit einem großen Schluck seinen Gewürzwein aus und alle dreie stellen fast gleichzeitig ihre bläulichen Kelchgläser auf dem Tisch ab und erheben sich von Ihren rustikalen Stühlen und schlendern zur Zimmerecke mit der Nische in der auf halber Höhe an einer Kette ein Kupferkessel hängt. Nacheinander taucht ein jeder dort die Hände ins Wasser und wischt danach die Finger in den Linnenhandtüchern sauber; Danach schlendern die Drei ins angrenzende Scriptorium.

Am Fenster sitzen vier Schüler und der Scholemestere liest laut in lateinischer Sprache vor. Er schüzt den kostbaren ledernen Einband der Bibel in seinen Händen mit einem Tuch. Der Dechant steht hinter einer Schriftrolle an einem Pult, er tunkt den Gänsekiel in das Tontöpfchen mit der rotbraunen Dornrindentinte und schreibt den nächsten Namen, Geburtsdatum und Eltern in die vorgezeichneten Linien des Untersassenverbandes. Als der Eintrag fertig ist dreht er mit der linken Hand die Sanduhr hinten auf dem Pult um. Die Kapuze an seinem Rock reicht über den halben Rücken.

Probst Rupert von Nortlo durchschreitet mit seinen Gästen den Raum, dorthin wo Schwert und der Sattel des vor 14 Tagen verstorbenen Kaplans liegen. Das alles wäre doch gut als Anzahlung für zweie der sechs Fenster meint Probst Rupert zum grösseren der Lüneburger Fenstermacher. Silbergeld müsste es schon sein entgegnet der Glaskünstler. Der Probst gibt sich enttäuscht, löst den Geldsack vom Gürtel und zählt eine Silbermark und sechzehn Schillinge auf ein Schreibpult. Im grünlichen Schein der Bleiglasfenster sieht man vorm Haus den Brauergesellen Herman mit einer Schiebkarre ein Fass vom Hof schieben.

Herman verlässt mit seinem Getränkebehälter den Hof und wendet sich gen Norden dem Lüneburger Tor zu. Ein Reiter mit gekrämpten Filzhut und langer Pfauenfeder daran überholt ihn. Zwei Mädchen mit hölzernen Wasserzubern auf dem Kopf kommen vorbei: Eine Hand zum balancieren frei die andere am Gefäß. Gerade ein paar Schritte ist Herman mit seinem Leergut weitergekommen da grüßt Ihn Blasius, der oben auf dem First seines Reeddaches sitzt und frische feuchte Plaggen aus dem Weidenkorbe neben sich nimmt.

"Du alter Teufelsbraten" grüßt der Brauergeselle zurück. Unten auf der Gasse pflügen zwei Schweine im Kot und Abfall der Straße. Ein Bauer schiebt und seine Frau zieht und lenkt ihren mit Mist beladenen Wagen. Als ein Rad im Modder einer Pfütze steckenbleibt greift er in die Speichen des kniehohen Holzrades und mit der anderen um den hinteren Eckstab des Sprossenaufbaus. "Hau Ruck" Eine Zelengemeinschaft offensichtlich bei Ihrer Feldarbeit durch einen Defekt des modernen Pfluges unterbrochen drängen sich fluchend um die Hindernisse herum.

Als Herman an seiner Kate angekommen ist stellt er vor eine Hausecke seine Schiebkarre zu einer weiteren Karre hin in der nasse Flachsbündel liegen. Er hebt das Bierfass über die Karrenwand und stellt sie zu den anderen Fässern und hebt die Brettertür hoch so dass sich ein Lederriemen spannt, öffnet und tritt ein. Rechterhand auf der Längsseite steht eine Truhe dahinter zwei Schütten Stroh zum schlafen. Jetzt wo die Tür zugehoben ist spenden ein Kaminfeuer und die Pergamentbespannung des Fensters etwas Licht. Oben ist das Reeddach zu sehen und beidseits der Spitze des Daches trocknen dicht hängende Flachsgarben.

Mehrere Frauen hier im Raume fertigen Leinenfäden. Herman kommt näher, dabei wäre er beinahe auf das Holzschütz getreten, lehnt sich an den aufrecht stehenden Balken des Hochwebstuhles an, und hört den Frauen interessiert zu. Katharina sitzt auf einem Schemel. Einen Bund Leinstängel klemmt sie unter sich sitzend fest und kämmt mit einem Eisenrächen deren Samenkapseln ab. Ein Mädchen in Hocke sammelt diese herabfallenden Teile in einen Krug. Als Katharina den Büschel so fertig geriffelt hat steht sie auf, schichtet ihn oben auf die Beuge und nimmt eine nächste von der Decke hängende Garbe ab. Godel kniet in Reichweite des Flachsberges und bleut mit einem Holzgerät das Strohige aus den Leinfasern. Nach vielen Schlägen prüft sie wie schlaff der Flachs durch die Hände gleitet. Anna schwingt, Kunigundt hechelt und während sie das Flachs durch die Kämme zieht bleibt Ihr Mundwerk nicht stehen. Wie sie gesehen hat dass der Kirchenrektor Johannes Wullhase aus dem Hause vom Ulner gekommen ist... noch nicht einmal die Hose hat er zugehabt sie lacht und Tete grinst beim spinnen.Mit Ihren hornigen Fingerkuppen zwirbelt sie mit der Handspindel das durchgehechelte Material zu einem feinem Leinenfaden. In der Ecke steht ein Eisenständer in dem die Kienspäne abgebrannt sind.

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Dies ist ein reiner privater Hobby-Beitrag. Es wurde gewissenhaft recherchiert, dennoch will dieser Beitrag nicht wissenschaftlich belegt sein sondern auf eine neue Art unterhalten. Falls jemand Interesse hat ein Bild hiernach zu malen melde er sich bitte bei mir per Mail (es stehen weitere Details zur Verfügung)

Fiktive Szenen Handlung aller Personen

Menschen mit Vor und Nachnamen sind Firguren der Zeitgeschichte in deren Umfeld beschrieben

Quellen

1- Die Glasmalereien aus St.Viti in der Heiligen-Geist Kapelle zu Uelzen Herausgeber : die Heiligen Geist Stiftung Uelzen 1981

2- Die Geschichte der Marienkirche zu Uelzen von E. Strasser 1958