Die Schatten
Ein Lenztag war es, blau und klar,
An dem ich gar so fröhlich war,
Wusst nicht warum, da fiel mir’s ein:
Narr, der du bist, sie wird ja dein!
Seitdem verfloss schon Jahr auf Jahr,
Längst sind geworden wir ein Paar,
Frau Sorges fleißiger Botenfuß
Bracht uns vom Leid schon manchen Gruß,
Und mancher nicht gar liebe Gast
Hielt auch in unserm Heim schon Rast.
Doch ist mir’s, fragt mich’s mal im Sinn,
Warum ich trotzdem fröhlich bin,
Als ob sich all die schlimmen Sachen,
Vor unserm Fenster zu schaffen machen.
Ich seh sie alle als Körper nicht,
Als Schattenbilder nur vor dem Licht,
Da rings um ihre Gestalten ein
Dringt her mit lachendem Sonnenschein.
Ich seh sie, doch ich seh zugleich
Mein kleines Sommergartenreich.
Da schreitet unter ruhigem Blau
Alles betreuend eine Frau
Vorüber an grüngoldenen Buchten:
Da ist’s ein Blühn, da wird’s ein Fruchten.
Ferdinand Ernst Albert Avenarius
Aus der Sammlung Ehe ### Quelle : Deutsche Gedichtebibliothek
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Taken on Sunday May 5, 2013
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Posted on Wednesday May 8, 2013
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2 comments
Armando Taborda said:
Don Sutherland said: