Das Wort hat Erich Kästner:
Die Entwicklung der Menschheit

Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,
behaart und mit böser Visage.
Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt
und die Welt asphaltiert und aufgestockt,
bis zur dreißigsten Etage.
Da saßen sie nun, den Flöhen entflohn,
in zentralgeheizten Räumen.
Da sitzen sie nun am Telephon.
Und es herrscht noch genau derselbe Ton
wie seinerzeit auf den Bäumen.
Sie hören weit. Sie sehen fern.
Sie sind mit dem Weltall in Fühlung.
Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern.
Die Erde ist ein gebildeter Stern
mit sehr viel Wasserspülung.
Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr.
Sie jagen und züchten Mikroben.
Sie versehn die Natur mit allem Komfort.
Sie fliegen steil in den Himmel empor
Und bleiben zwei Wochen oben.
Was ihre Verdauung übriglässt,
das verarbeiten sie zu Watte.
Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest.
Und sie stellen durch Stiluntersuchungen fest,
dass Cäsar Plattfüße hatte.
So haben sie mit dem Kopf und dem Mund
den Fortschritt der Menschheit geschaffen.
Doch davon mal abgesehen und
bei Lichte betrachtet, sind sie im Grund
noch immer die alten Affen.

... "Denn der Mensch ist wie ein Dieb, der in der Nacht kommt und das Land raubt, das er braucht. Aber die Erde gehört nicht dem Menschen. Er ist nur ein winziger Teil von ihr. Denn alle teilen denselben Atem. Der Dunst in den Wäldern, die felsigen Bergrücken, der Geruch des Windes nach einem Regenschauer, die Pflanzen, die Menschen und die Tiere. Was der Mensch dem Land antut und den Tieren, das tut er sich selber an. Und wenn das Land zerstört und die Tiere vertrieben oder getötet sind und der Mensch allein, aber einsam über die Erde herrscht, dann wird auch er vom Antlitz der Erde verschwinden." ...

Buchauszug aus "Die Konferenz der Tiere" von Erich Kästner
Kapitel 11 - Die Versammlung der Tiere

Der Wortlaut der gesamten Rede der beiden alten Riesenschildkröten vor allen versammelten Tieren im Okavango-Delta ist hier nachzulesen: www.hs-schmoelzer-kindberg.ac.at/konferenz_der_tiere/konferenz_filmbuchauszug.htm



Wen's echt interessiert und wer mehr wissen möchte, das Buch aber nicht zur Verfügung hat, kann sich Teile des preisgekrönten und vollständig computeranimierten Trickfilms gleichen Namens aus dem Jahre 2010 auch durchaus im Internet ansehen.