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Tag #703: Verkürzt dargestellt



Ich mach ihn auch wirklich ganz kurz. Meinen Bericht des gestrigen Abends. Versprochen. Und das geht so:

Einer redet zweieinhalb Stunden lang. Wahrscheinlich noch viel länger, aber länger hatte ich mir das nicht angetan. Nach zwei Stunden sagt er zu mir, dass ich noch gar nichts gesagt habe und ihn meine Meinung sehr interessieren würde. Er redet aber weiter. Ununterbrochen. Nach einer weiteren halben Stunde bin ich dann gegangen. Das war's. War doch kurz, dieser Bericht, oder? Aber mehr gibt es tatsächlich nicht zu erzählen.

Höchstens vielleicht noch, dass zwei weitere Leute aus der Runde von 10 -- dem Einen reingeredet --, doch immer wieder mal auch was gesagt haben. Ein Mann und eine Frau. In die Runde geschaut haben sie nicht, sondern immer nur den Einen an. Der Mann sagte belangloses Zeug, die Frau substantielles. Dafür war ihr Zeug inhaltlich Dauerschwachsinn. Jedesmal wenn ich denke, dass es schlimmer nicht kommen kann, legt sie noch einen drauf. Ich fand's natürlich trotzdem interessant, denn ich respektiere die Meinungen anderer. (Deshalb war ich gekommen. Mit diesen wollte ich mich auseinandersetzen.) Mit meiner in jedem Punkt diametral anderen Wahrnehmung (es ging um die Retrospektive zu den BIG-Veranstaltungen auf der vergangenen Woche des Grundeinkommens) war ich wahrscheinlich gar nicht mal alleine in der Runde. Man weiß es aber nicht, denn es gab ja keine Diskussion.

Zwei andere Frauen aus der Runde kannte und schätzte ich. (Und schätze sie immer noch.) Die eine ging, als ich kam (Termine, Termine), die andere später noch deutlich vor mir ebenfalls vorzeitig. Letztere schlug am Anfang eine Redeliste vor. Sie wusste warum. Ich bedaure sehr, sie darin nicht unterstützt zu haben, weil ich in der Vergangenheit sehr schlechte Erfahrungen mit Redelisten gemacht habe. Eine Runde, die sowas braucht, verschlimmert damit ihre Situation im allgemeinen deutlich. Es wäre ein interessantes Experiment: Zeitreise antreten, eine Redeliste fordern und den Abend nochmal erleben. Vorstellen möchte ich mir das aber nicht wirklich.

Kurz vor Ende kam noch jemand dazu, der es dann doch geschafft hatte, den Einen zu unterbrechen und erzählte von seinem vortäglichen Trip nach Hamburg. Er sei dort gewesen, um den Film Neue Vahr Süd zu sehen und berichtete sehr ausführlich von dessen Inhalt. Da ich mir vorgenommen hatte, in den nächsten Tagen das Buch zu beginnen, damit ich es zur Fernsehpremiere am 1. Dezember durch habe -- und den Inhalt eigentlich NICHT vorher wissen wollte -- war ich sehr erleichtert, als die Frage kam, was das denn mit dem Thema der Runde zu tun habe. Später fragte dieser Herr dann noch, was eigentlich die Abkürzung BGE zu bedeuten habe.

Für mich war dieser Mann das Highlight des Abends. Mir gelang mit ihm sogar noch ein leises Zwiegespräch über Aristoteles. Er kandidiert übrigens (der Mann, nicht Aristoteles) auf der Liste der Piratenpartei für die Bürgerschaft. Er wurde auf dem letzten Landesparteitag mit 13:5 Stimmen bei 5 Enthaltungen als einziger Kandidat für Listenplatz 7 gewählt. Auch von mir. Er war also der dritte aus der Runde, den ich kannte. Und schätze. Einen vierten kannte ich ebenfalls noch, wenn auch nur flüchtig (zu wenig, um zu wissen, ob ich ihn schätze). Der immerhin begrüßte mich freudig, als ich am Anfang reinkam. Er war wie die meisten schon eine Stunde da gewesen. Die Startzeit wird für die Öffentlichkeit nämlich bewusst falsch angegeben, damit "der Kern" der Runde in der ersten Stunde unter sich ist. So kann man's auch machen.