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Airport
Wind Nord/Ost, Startbahn null-drei
Bis hier hör‘ ich die Motoren
Wie ein Pfeil zieht sie vorbei
Und es dröhnt in meinen Ohren
Und der nasse Asphalt bebt
Wie ein Schleier staubt der Regen
Bis sie abhebt und sie schwebt
Der Sonne entgegen...
(Text: Reinhard Mey)

Eines haben Flughäfen, Bahnhöfe und Häfen gemeinsam: Sie sind Punkte auf der Landkarte, von denen wir meistens nach ganz weit weg starten. Das unterscheidet sie deutlich vom Parkplatz, auf dem wir ins Auto steigen, um irgendwo hinzufahren. Allerdings - und da gibt es auch unterschiedliche Gemeinsamkeiten - von der Romantik wie in Reinhard Meys Lied, haben wir uns schon lange verabschiedet.

Über den Wolken: www.ipernity.com/doc/arlequin_photographie/51752214/in/activity
© 2023 Arlequin Photographie


Fliegen war für mich als Kind immer etwas Abstraktes. In meiner Spielzeugkiste befand sich das ein oder andere Flugzeugmodel und ich spielte ganz selbstverständlich Starts und Landungen. Und ich bewegte wie ein Profi mein Flugzeug mit der Hand durch die Luft und artikulierte fantasievolle Geräusche mit meinem Mund, die den Flug unterstrichen. Dabei kannte ich Flugzeuge nur aus dem Fernsehen oder als die Spitze eines u.U. langen weißen Streifens ganz weit oben am blauen Himmel, die meistens schneller war, als das Geräusch, das versuchte hinter her zu kommen. Nicht ganz so toll fand ich die kleinen Militärmaschinen - wahrscheinlich Starfighter - die nach dem Tiefflug über der Nordsee noch nicht ganz die Höhe über der norddeutschen Tiefebene erreicht hatten und mit einem lauten Knall in den Überschallflug übergingen. Manchmal zuckten wir förmlich zusammen, wenn das passierte.

Ich weiß nicht mehr, wann ich das erste Mal geflogen bin. Ich vermute, dass das erste Gerät, das mich in die Luft brachte, eine Hubschrauber war. Es muss Anfang der 80er Jahre gewesen sein, als ich Soldat war. Nach wie vor liebe ich es, mit einem Hubschrauber zu fliegen. Bei meinem ersten Flug mit einer Linienmaschine zeignete sich schon etwas ab, das mich bis heute verfolgt - Langeweile. Das war 1994, als ich von Bremen via Amsterdam nach Detroit und weiter nach Cincinnati flog, schon damals ein Flug, der fast in die Kategorie "Pleiten, Pech und Pannen" einzuklassifizieren ist. Es fing schon damit an, dass unser Flugzeug in Bremen in Erwartung des Starts auf dem Rollfeld stand und stand... "Bis hier hör' ich die Motoren", war dabei nun keine bloße Metafer, denn ich saß nicht weit davon entfernt in vermutliche einer Saab 340, einem Flugzeug mit Propellerturbine.

Der Abflug nach Amsterdam ging eine Stunde später los, als geplant. Dementsprechend stressig wurde das Erreichen der Maschine für den Weiterflug von Schiphol nach Detroit. Obwohl ich das Gate nach dem Abschluss des Boardings erreichte, hielt mich eine zivil gekleidete Dame am Einstieg in die Fluggastbrücke auf und fing an, mich zu befragen: "Warum wollen sie in die U.S.A.? Warum kommen sie jetzt erst, nach dem Abschluss des Boardings?", etc... Das mein bisheriger Flug aus Bremen mit einer Stunde Verspätung in Schipohl angekommen war und ich mich wirklich beeilt hatte, schien sie überhaupt nicht zu interessieren. Nun denn, ich erreichte das Flugzeug unter genervten Blicken der Flugbegleiterin, die hinter mir die Tür schloss. Dann konnte es endlich losgehen, natürlich ohne Gepäck, wie sich später herausstellen sollte.


Take off Frankfurt (FRA): Blick über Flörsheim, dem Main und Rüsselsheim -
© 2023 Arlequin Photographie
www.ipernity.com/doc/arlequin_photographie/51751740


Während Andere mit dem Kopf schütteln, empfinde ich am Interessantesten beim Fliegen von A nach B, das Abheben und an Höhe gewinnen der Maschine bei A und den umgekehrten Fall bei B. - dazwischen herrscht Langeweile. Dafür habe ich mittlerweile eine Strategie entwickelt, die ganz gut funktioniert. Ich packe meine Sachen reisefertig in der Nacht vor dem Flug, d.h. ich bleibe ohne große Mühe einfach wach, zumindest wenn der Flug am Morgen bzw. am Vormittag beginnt. Oder einfacher ausgedrückt: Mindestens 15 Std. vor Flugbeginn keinen Schlaf, 20 Std. und mehr sind besser. Bei meinem Flug in die U.S.A. 2022 ging diese Strategie besonders gut auf. Bevor das Flugzeug die Reiseflughöhe erreicht hatte, war ich tief uns fest eingeschlafen.

Ob ich mittlerweile Vielflieger bin oder nicht, ist ziemlich relativ. Einige Ziele liegen halt weit weg, so dass man ohne sich in die Luft zu erheben gar keine Chance hat, anzukommen. Andere wiederum hätte man durchaus mit der Bahn oder dem Auto erreichen können, aber es kann auch sein, dass der Arbeitgeber / die Projektleitung einen Flug bucht, um Zeit zu sparen. Analog zum Satz "Wo gehobelt wird, da fallen Spähne" (You cannot make an omelette without breaking eggs), macht man dann und wann auch negative oder durchaus auch positive Erfahrungen, wenn man auf Reisen ist.

Etwas, dass immer wieder in Foren auftaucht, ist das Thema "Fotoausrüstung und Handgepäck". Und da gehen Erfahrungen / Wünsche / Ausführungen / Realitäten diagonal auseinander.

Eine kleine Geschichte wie ich sie erlebt habe: Ich hatte einen Fotoauftrag in Saint-Louis, einer kleinen französische Gemeinde im Département Haut-Rhin, direkt auf der gegenüberliegenden Rheinseite von Basel. Leidlich ist dieser Ort mit der französichen Bahn erreichbar (was ich allerdings gemacht habe, da ich nach dem Wochenende Zuhause in Luxemburg angereist bin), komfortabel allerdings mit dem Flugzeug über den Aéroport de Bâle - Mulhouse - Fribourg (EuroAirport Basel Mulhouse Freiburg). Die Projektleitung hatte für die Rückreise nach Berlin einen Flug für mich gebucht, leider bei einer Billig-Airline. So stand ich am Check-In und hatte, aufgrund des Auftrages, etwas mehr an Ausrüstung (zwei Bodies, diverse Festbrennweiten) dabei.

Normalerweise bleibt mein Rucksack deutlich im Rahmen der Maße für das Handgepäck, das zulässige maximale Gewicht überschreite ich regelmäßig, bleibe in der Regel aber bei ca. 12 kg. Nun hatte ich ausnahmsweise einen Trolley dabei, weil bei diesem Auftrag keine sonderlichen Outdooraktivitäten zu erwarten waren und damit ein Trolley schon angenehmer war. Wider erwartend wurde ich beim Check-In aufgefordert den Trolley in die Box zu schieben, mit der man schnell die Größe bestimmen kann. Er passte genau hinein, bis auf die Rollen, die knapp über den Rand hinausragten. Man verweigerte mit die Mitnahme als Handgepäck und forderte mich auf, den Trolley als normales Gepäckstück zusätzlich aufzugeben. Nun habe ich prinzipiell nicht dagegen, ein zusätzliches Gepäckstück aufzugeben, auch wenn in diesem Fall 70 € Mehrkosten auf mich zukamen (die haben letztendlich eh der Auftragnehmer übernommen), allerdings hatte ich Fotoequipment dabei, der Wert deutlich im 5-stelligen Bereich lag. Ich öffnete den Trolley und zeigte dem Mitarbeiter der Airline den durchaus wertvolle Inhalt. Er bestand allerdings weiterhin darauf, das als zusätzliches Gepäck aufzugeben. Ohne das er auch nur annähernd versuchte auf meine Argumentation einzugehen, drohte die Eskalation, was auch eine weitere Mitarbeiterin der Airline bemerkte (wahrscheinlich eine Vorgesetzte). Sie kam hinzu und versuchte zu de-eskalieren.

„Ich kann sie ja verstehen und ich hätte da eine Lösung für sie“, begann sie im ruhigen Ton. „Wir haben einen Schalter, da können sie sperriges oder wertvolles Gepäck aufgeben. Es wird dann separat zur Maschine gebracht.“ Ich traute ihr sogar zu, dass sie es persönlich in Watte gepackt zum Flugzeug trägt, so überzeugend war sie. Die Frage, was dann in Berlin wäre, beantwortete sie genauso überzeugend. Es gäbe dort einen Schalter, wo ich es abholen könne, auch dort würde es separat vom Flugzeug zum Schalter gebracht. Ich willigte ein, bezahlte 70 € und schleppte meine Ausrüstung zum besagten Sonderschalter. Und flog nach Berlin, mit etwas Bauchschmerzen, aber ich flog.

In Berlin angekommen, versuchte ich umgehend mein Glück am besagten Schalter. Und? Nichts. Mein Gepäck war nicht da. Fotoequipment im Wert von 10 bis 15.000 € waren nicht am Schalter und den Unterlagen zufolge, würde dort auch nichts erwartet. Pause - aufkommende Panik - kurz beruhigen und gegen Panik ankämpfen. Man verwies mich an das Gepäckband...

Und dort stand ich nun, blickte ängstlich auf die kreuz und quer liegenden Koffer und Taschen und dann kam endlich mein Fotoequipment. Ich nahm den Trolley, kontrollierte den Zustand und auch die Vollständigkeit und beschloss noch vor Ort, dass für mich, sofern es sich vermeiden lässt, nie wieder eine Billig - Airline in Frage kommt. Und ganz speziel diese Airline kommt für mich noch nicht einmal in Frage, wenn ich ohne großes Equipment reisen sollte.

Bei allen Fernreisen (U.S.A., Afrika, Australien etc.) hat es mit den "großen" Lines nie Probleme gegeben. Auch bei australischen Interkontinalflügen nicht. Einmal wurde ich noch beim Boarding aufgefordert, meinen Fotorucksack zu wiegen. Allein der Hinweis, es sei Fotoequipment hat gereicht, dass ich ohne zu Wiegen durchgewunken wurde. Ich war 7 kg über erlaubten Höchstgewicht. Leider bekommt man beim Buchen nie eine klare Auskunft, trotzdem frage ich immer wieder nach.

Das Gepäck geht an Bord - Connellan Airport (Ayers Rock Airport, AYQ) -
Yulara NT 0872, Australia
© 2019 Arlequin Photographie
www.ipernity.com/doc/arlequin_photographie/49074414/in/album/1243632



1 comment

Bergfex said:

Das waren noch Zeiten, als man unbehelligt mit 4 Patronen Kaliumchlorat im Handgepäck einchecken durfte. Damals war es Zubehör für Sauerstoffselbstretter, die wir in Hohenpeißenberg testen wollten. Heute würde das als Sprengstoff eingestuft.
16 months ago ( translate )