Wer wie ich nur zur Weihnachtszeit in die Kirche geht oder um von Zeit zu Zeit zum Andenken an verstorbene Mitmenschen eine Kerze anzuzünden, dem sei der Besuch des Weihnachts-Gottesdienstes am Abend des 24.12. sehr zu empfehlen.
Abgesehen von zwei grossen Tannenbäumen, die neben dem Altar stehen und bei denen vor ein paar Jahren die Kerzen durch elektrische Lichterlein ersetzt wurden, wird der Dom nur von Kerzenlicht erleuchtet dann. Diese werden kurz vor Beginn des Gottesdienstes von den Kirchendienern eine nach der anderen angezündet, was eine feierliche Prozedur ist und einige Zeit in Anspruch nimmt, denn der Dom ist eine grosse Kirche.
Der Gottesdienst beginnt gegen 23 Uhr, aber nur rechtzeitiges Kommen sichert die (besten) Plätze. Wir sind Jahr für Jahr bereits gegen 22 Uhr in der Kirche und sitzen auf der grossen Ampore, wo man einen schönen Blick sowohl in das lange Kirchenschiff als auch auf die Orgel hat, da wir immer auf Höhe der grossen Armleuchter sitzen. Von unserem Platz sehen wir zudem den Hochaltar, den Altar in der Vierung und den Lettner, der den Bombenangriff 1942 auf Lübeck sowie den anschliessenden Feuersturm in der Kirch wie durch ein Wunder unversehrt überstanden hat.
Der Gottesdienst an sich wird seit Jahren nur geringfügig verändert und werden einmal Änderungen vorgenomen, ist jedermann sogleich empört. So war es schon Anlass zu Diskussionen, als die aktuelle Bischöfin eine andere Weihnachtsgeschichte vortragen liess, als die, die man von Kindheit an kennt.
Zudem hat jeder Erinnerungen, welche Predigt er in den Jahren am besten gefunden hat ... mir hat die (von ich meine Probst Hasselmann) am besten gefallen, in der die Tiere Ihre Meinung zu Weihnachten kundtun ("Saufen, saufen, saufen, sagte der Ochse. Hübsch schummrig soll es sein, meinte die Eule").
Und dann natürlich der Moment, wenn die Orgel zu spielen beginnt und auf einen Schlag alles Kunstlicht gelöscht wird, der Gottesdienst beginnt und über 1000 Besucher zu singen anfangen ... er erzeugt jedes Mal Gänsehaut bei mir.
Klassiker wie "Es ist ein Ros entsprungen", "Oh du fröhliche" und natürlich "Stille Nacht, heilige Nacht" ("Gottes Sohn, Owie, lacht") sowie das Glockengeläut um Mitternacht, das Vaterunser (ob nun mitgesprochen oder nicht) von mehr als 1000 Anwesenden, die Kerzen, die mächtige Orgel, die ganze weihnachtliche Stimmung an diesem Ort, lassen diesen Gottesdienst jedes Jahr aufs Neue ein einzigartiges Erlebnis in den historischen Mauern des Doms zu Lübeck werden, das man nicht so schnell vergisst.
Siehe auch mein Beitrag auf www.qype.com/place/35695-Dom-zu-Luebeck-Luebeck
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