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Rundfunk als Hörkunst

Er sprach, offensichtlich mit einem Zigarrenstummel in der Hand, ohne Manuskript und ohne Syntax. Niemals erweckte er, wie die üblichen Manuskriptableser, den erschreckenden Eindruck, als stände er unter dem Diktat einer rätselhaft flüssig vom Himmel rinnenden Intuition. Er stockte, suchte nach Worten, und gleich fielen ihm welche ein, zumeist geflügelte. Doch machte seine Stimme kein Aufhebens von ihnen, sie hob sich nicht aufwärts sondern verarbeitete wie ein zuverlässig altes Mühlrad poltrig die herbeischwimmenden Gedanken, Schaufel für Schaufel. Echt berlinisch trat der burschikose Witz als nüchterner Bestandteil der Rede auf, als sachliches Ausdrucksmittel, dessen humoristischer Gehalt dem Sprecher kaum bewußt zu sein schien. [...] Die Welt wurde zum intimen Sprechzimmer, wenn er als Sprecher vorm Mikrofon saß.

Rudolf Arnheim, Rundfunk als Hörkunst (1936)