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Mein Rucksack...
... oder besser meine Rucksäcke

Im Laufe der Jahre haben sich meine Vorlieben und Ansprüche an Rucksäcke gewandelt und langsam aber sicher manifestiert. D.h. ich habe "meinen" Rucksack" gefunden, besser vielleicht mein "Rucksacksystem", wobei der Begriff System auch fälschlicherweise darauf hinweisen könnte, dass es sich um ein bestimmtes System eines Herstellers handeln könnte. Das tut es allerdings nicht.

Etwas Urgeschichte:

Jeder von uns macht die ersten Erfahrungen mit "auf-dem-Rücken-tragen" wohl mit der Einschulung. Für einen Scout-Schulranzen der Firma Alfred Sternjakob war ich zu alt, d.h. als meine Schulkarriere begann, gab es so etwas nicht. Aber ich erinnere mich noch gut daran, wie sich das Bild der Schulranzen im Laufe der Jahre auf dem Schulhof veränderte. Ich hatte einen "teuren" Schulranzen aus Leder - wahrscheinlich von Oma und Opa gesponsert, den man bei Bedarf auch noch beim Schuster reparieren lassen konnte. Im Laufe der Jahre änderte sich das, denn mit dem, was man auf dem Rücken trug, signalisierte man auch, zu welcher Altersgruppe man gehörte. Irgendwann war es auch einfach "uncool", seine Schulsachen wie ein Grundschüler auf dem Rücken zu tragen. Letztendlich fand ich bei nicht erlaubten Streifzügen auf dem hiesigen Schrottplatz einen alten Lederranzen, den ich "aufhübschte" und bis zum Ende meiner Allgemeinschulzeit als Aktenmappe unter dem Arm klemmte. Danach tat es auch ein Jutebeutel.

Etwas Frühgeschichte:

oder: Wir sind hier nicht bei "Wünsch dir was" sondern bei "Das ist so"!

Mit der Grundausbildung begann wieder eine Zeit, in der ich wieder etwas auf dem Rücken trug. Anfang der 80er Jahre lernte ich das erste Mal etwas "Unrichtiges" richtig auf dem Rücken zu tragen. Mit den Ausrüstungsgegenständen, die mir Vater Staat als Soldat ungefragt lieh, erhielt ich u.a. ein Koppeltragegestell und ein Gebilde, dass sich in Schulterhöhe in desselbigen einhängen ließ. Dieser "Tornister" - den ich wirklich nicht als Rucksack bezeichnen möchte, erinnerte mehr an den Soldaten der Kaiserzeit und trug sich auch so. Später wurde er durch den sogenannten Gebirgsjägerrucksack ersetzt, aber ganz ehrlich, außer dass er sich angenehmer tragen ließ, war er auch nicht viel besser. Doch so langsam hat sich auch in der Truppe die Erkenntnis durchgesetzt, dass es nicht sehr effektiv sein kann, Beschaffungsfehler durch körperliche Fitness auszugleichen. Körperliche Fitness und angepasstes Equipment steigert die Effektivität.

Das Mittelalter:


In den Jahren, die durch die Bundeswehr geprägt wurden, war ich viel und weit mit der Bahn unterwegs. Koffer waren und sind mir bis heute ein Graus. Sie waren vielleicht noch ganz schick, als man das Gepäck bei der Bahn aufgeben konnte, aber in meinen Jahren, die ich gemeinsam mit der Bahn verbrachte, empfand ich sie als zu schwer, zu klobig, zu unflexibel. Heute ist es etwas anders, aber heute haben die Dinger ja auch Rollen. Damals hatte ich meinen Trekkingrucksack, der viel Stauraum hatte und mit dem man auch rennend zwischen zwei Bahnsteigen wechseln konnte. Dabei kam die erste Erkenntnis: Der Rucksack darf hoch und / oder tief sein, aber niemals breiter als der eigene Körper - sonst bleibt man hängen.

Die Renaissance:

Der Begriff Renaissance beschreibt die europäische Kulturepoche in der Zeit des Umbruchs vom Mittelalter zur Neuzeit. Und das, dem Begriff zugrunde liegende französiche Wort renaissance, bedeutet Wiedergeburt. Nachdem ich also zusätzlich zum Trekkingrucksack meine "Fotoausrüstung" in eine Fototasche transportierte, kamen aus verschiedenen Gründen andere Überlegungen / ein Umdenken ins Spiel. Nun, am Anfang - noch zu analogen Zeiten brauchte ich nicht viel (das heißt nicht, dass ich aufgrund "digital" jetzt mehr brauche). Meine Minolta passte mit zwei Objektiven und einer handvoll Filmen locker in eine kleine Fotoumhängetasche. Die reichte auch noch, als meine erste DSLR, die Canon EOS 300 D, die Minolta ersetze. War ich allerdings mit Rucksack und Fototasche unterwegs, zeigten sich schnell die Nachteile. Zum Einen "nervte" der Gurt der Fototasche auf Dauer, zum Anderen passierte ja genau das, was ich immer mit der Breite des Rucksackes vermeiden wollte. Immer wieder blieb ich irgendwo hängen. Im Übrigen hatte ich es schon als Soldat gehasst, wenn bei Märschen die "blöde" ABC-Schutztasche an der Seite rumbaumelte. Eine zeitlang ging es noch so weiter, zumal ich mich einfach nicht entscheiden konnte.

Die Neuzeit:

Irgendwann reichte es. Nach einer Tour durch Wald, Wiesen und Gestrüpp setzte ich mich mit mir zusammen und wir beide schrieben auf, was ein neuer Rucksack so haben sollte. So entstand eine Wunschliste. Eine Sache hatte ich ja schon genannt - nicht breiter als ich es bin, eher schmaler. Von den Ausmaßen her sollte er so groß sein, dass er gerade noch als Handgepäck bei den Airlines durchgeht. Nicht nur Fotoequipment sollte er aufnehmen, sondern auch die Dinge, die man sonst im Outdooreinsatz braucht oder brauchen könnte. Daraus entstand die Idee, dass sich der Rucksack vielleicht auch erweitern läßt. Hier kam nun das erste Mal Molle ins Gespräch.

Das MOLLE-System (MOLLE = Modular Lightweight Load-carrying Equipment) ist ein System zum Tragen der persönlichen Ausrüstung der Streitkräfte der Vereinigten Staaten. Nun muss man nicht gleich das ganze System inkl. Wasserflasche und Kampfweste dem eigenen "Equipment-Carrier" hinzufügen, wenn aber der eigene Fotorucksack das Pouch Attachment Ladder System (PALS) des MOLLE mitbringt, dann steht der Erweiterung nichts mehr im Wege. Mit unzähligen Taschen oder Beutel, englisch Pouches (Mrz. von Pouch), kann man nun seinen Rucksack ganz individuell erweitern. Ich habe das Gefühl, dass der Markt stetig wächst.

Nach intensiver Recherche kam ich auf die US-amerikanische Firma f-stop aus St. Louis. Das System von f-stop überzeugte mich schnell. Es besteht zunächst aus einem Backpack, der auf dem ersten Blick ziemlich wabbelig, d.h unstabil daher kommt. Im Gegensatz zu so manchen Rucksack ist dieser nicht nur ein Toploader sondern gleichzeitig auch ein Frontloader. Und diese Frontöffnung befindet sich sinnigerweise an der Seite, die meinem Rücken zugewandt ist. Das hat den Vorteil, dass niemand mir im Gewühl unbemerkt den Rucksack öffnen kann und mir Equipment entwendet. Ein weiterer Vorteil ist, dass man den Rucksack ablegen kann um an seine Equipment zu kommen, ohne dass das Tragesystem in der Nässe oder im Dreck liegt.

Um nun die Fotoausrüstung sicher im Rucksack zu verpacken, bietet f-stop sogenannte Internal Camera Units (ICU) an. Diese sind in den Größen large, medium und small erhältlich. Je nachdem, wieviel Platz die Ausrüstung braucht, könnte man eines der Größen in den Rucksack „verbauen“. Kombinieren ist ebenfalls möglich. Da der Rucksack sowohl Top- und Frontloader ist, habe ich medium im unteren Bereich platziert und kann das Equipment über die Frontöffnung erreichen. Ein ICU in der Größe small ist nun über den „Deckel“ verfügbar. Im kleinen ICU ist alles verstaut, was man nicht immer braucht, kann für verschiedenen Touren auch schnell entfernt werden und anschließend wieder eingeschoben werden. So ist schnell Platz für Dinge wie z.B. eine Regenjacke etc. geschaffen. Und sollte mal etwas mehr Material „mitgeschleppt“ werden, bietet das PALS des MOLLE-Systems die Möglichkeit einer individuellen Erweiterung. Leider verzichtet f-stop seit einiger Zeit auf PALS - somit bin ich froh, noch einen „alten“ f-stop - Rucksack zu haben.

Die Moderne:

Lange Zeit bin ich also mit meinem f-stop - Rucksack unterwegs gewesen. Er hat mir gute Dienste geleistet und wird es auch weiterhin. Trotzdem machte ich mir Gedanken über einen neuen Rucksack, quasi als Ergänzung. Grund war ein Zeitraum von ca. acht Monaten, in dem ich beinahe jedes Wochenende mit der Bahn zwischen Berlin und Luxemburg pendelte. Ich hatte meinen Rucksack immer dabei, denn es gibt wohl nichts schlimmeres, wenn man sagen muss: „Tut mir leid, liegt leider an diesem Wochenende in Berlin.“ So reifte die Erkenntnis, das ein Rucksack her muss, der das Essentielle aufnehmen kann und noch Platz für z.B. ein Buch zum Lesen und evtl. Gummibärchen hat. Nach einiger Recherche und die Erfahrungen mit f-stop, MOLLE und PALS war ich schnell bei einem sogenannten Assault-Rucksack. Der ist im leeren Zustand zumindest ebenso „wabbelig“ wie mein f-stop - Rucksack, lässt sich allerdings genauso mit ICUs stabilisieren. Nur sollte man für einen solchen Rucksack allerdings schon ein wenig mehr Geld ausgeben, die werden nämlich gerne im absoluten Low-Budget-Bereich angeboten, kommen dann meistens aus China und sind je nach Beanspruchung auch schnell im Eimer.

Dieser Assault-Rucksack ist nun zu meinem ständigen Begleiter geworden. Er trägt sich zwar nicht so gut, wie mein f-stop - Rucksack, reicht aber allemal für Städtetrips und ggf. für Photowalks.

Die Zukunft:

Da ich mir vorgenommen habe (Corona setzt auch Umdenkungsprozesse in Gang) zukünftig Trekkingtouren in der heimischen Gegend zu unternehmen und dabei auch draußen übernachten werde, mache ich mir derzeit Gedanken über einen Rucksack, der ggf. neben der Fotoausrüstung auch Dinge wie Zelt, Schlafsack, Tarnmaterial, Kochgeschirr etc. aufnehmen kann. Hier sind die Überlegungen allerdings noch nicht abgeschlossen.

5 comments

Thérèse said:

Bonne chance pour ton avenir avec un bon sac à dos! Il en existent tellement
Moi je le déleste le plus possible … souvent l’iPhone suffit :-))
3 years ago ( translate )

Arlequin Photographi… replied to Thérèse:

Es reist sich immer besser mit weniger Gepäck ;-) Aber ein iPhone wird schon technisch nie das schaffen, was ich will. Es kann vieles, aber nie die Gesetze der Physik ändern, auch wenn die Werbung vieles verspricht. Smartphone-Fotografie ist eine ganz andere Welt.
3 years ago ( translate )

Thérèse replied to :

Ça, c’est vrai !
3 years ago ( translate )

Bergfex said:

Rucksäcke sind wohl für alle Outdoor-Begeisterten ein Dauerthema. Die größte Herausforderung ist für mich immer, die Fotoausrüstung ins Handgepäck zu bekommen. Glücklicherweise reise ich meistens zusammen mit meiner Frau, so das sie das eine oder andere Objektiv einpackt.

Das Smartphone ist auch für mich nur eine Notlösung. Zwar kann man damit ganz gute Schnappschüsse damit machen, um Freunde und Familie auf dem Laufenden zu halten. Aber spätestens bei der Auswertung einer Fototour in Lightroom landen die meisten meiner Smartphone-Bilder im Papierkorb.
3 years ago ( translate )

Thérèse replied to :

L’un n’empêche pas l’autre !
Bonne soirée
3 years ago ( translate )