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Studie über die Folgen der Tschernobyl-Katastrophe

Mehr Gendefekte bei Kindern nach Tschernobyl

München/Berlin. Höhere Säuglingssterblichkeit, mehr Fälle von Trisomie 21 und eine steigende Anzahl von Leukämie- und Tumorerkrankungen: 25 Jahre nach der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl hat eine neue Studie der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) und der Gesellschaft für Strahlenschutz die gesundheitlichen Auswirkungen weltweit analysiert und festgestellt, dass in den seinerzeit stärker kontaminierten Gebieten - dazu gehören auch Niederbayern und Teile der Oberpfalz - die Folgen noch lange nicht ihren Höhepunkt erreicht haben. So werden die genetischen Schädigungen bei Neugeborenen erst in den kommenden zwei Generationen in ihrem vollem Ausmaß ans Licht treten. Bislang habe die erste Generation nur zehn Prozent der zu erwartenden genetischen Schäden erreicht. Weltweit, so die Hochrechnungen des United Nations Scientific Commitee on Effects of Atomic Radiation, werden 30000 bis zu 207500 Kinder mit Fehlbildungen und Gendefekten nach Tschernobyl geboren. Insgesamt werden in Europa über 600 Millionen Menschen betroffen sein.

Der Wissenschaftler Hagen Scherb vom Helmholtz Zentrum München hat ermittelt, dass in Europa nach 1986 rund 800.000 Kinder weniger geboren wurden, als eigentlich zu erwarten gewesen wären. Besonders auffällig ist, dass sich auch das Verhältnis von Jungen und Mädchen verändert hat. Nach der Katastrophe wurden signifikant weniger Mädchen geboren. Ein Effekt, den Scherb, wie er im Gespräch mit der MZ sagt, auch in einem Radius von 35 Kilometern um die Atomkraftwerke in Deutschland und der Schweiz nachgewiesen hat. Der Wissenschaftler berichtet über neueste Erkenntnisse, wonach möglicherweise das empfindliche X-Chromosom des Mannes, das er nur an ein Mädchen weitergibt, durch radioaktive Strahlung geschädigt sein könnte. Das IPPNW warnte deshalb, dass Tschernobyl noch lange nicht vorüber sei und fordert die Stilllegung sämtlicher Atomkraftwerke.

Unterdessen hat Japan die Strahlengefahr in Fukushima so hochgestuft wie die Verseuchung nach der Katastrophe von Tschernobyl. Die Atomaufsicht hob die Einschätzung aller Auswirkungen des Unglücks gestern von Stufe 5 auf die höchste Stufe 7 an. Bis jetzt seien in Fukushima zwar erst zehn Prozent der radioaktiven Materialien von Tschernobyl freigesetzt worden, hieß es. Die Gefahren-Einschätzung Japans bezieht sich jedoch auch auf künftige Folgen.

(Bericht von Isolde Stöcker-Gietl, MZ, vom 13.04.2011)

Tschernobyl und Fukushima ist überall ...

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