Wissenschaftler erforschen die prächtige Handschrift aus dem 16. Jahrhundert
Originale sind in Weimar und Coburg
Der letzte thüringische König hatte ein boshaftes Weib. An einem Abend ließ es ihm nur ein Drittel der üblichen Speisen auftischen. Er fragte was dies bedeute und sie antwortete mit einem Vergleich.
Er würde mit seinen zwei Brüdern das Land regieren, da stünde im auch nur ein Teil der Mahlzeit zu.
Da entschloss sich König Herminafried, seine Brüder zu töten.
Konig Hermenfrid zu Duringenn hett ein bos und schalckhafftigs weib - mit diesen Worten beginnt die von Georg Spalatin vor 500 Jahren verfasste Erzählung über den Mord am Königshof.Dern Theologe Spalatin hatte sich entschlossen, eine Chronik der Thüringer und Sachsen zu verfassen. Die Grausamkeiten am Thüringer Königshof gehörten einfach dazu.
Seit 1998 haben zwei Literaturwissenschaftlerinnen die handschriftlich vorliegende Spalatin - Chronik inhaltlich neu erschlossen. Zuerst gab es eine Internet - Präsentation, jede der 1000 Seiten lässt sich dort bestaunen. Die Bilder zur Chronik stammen aus der Werkstatt von Lucas Cranach.
Mitte vergangenen Jahres ist ein gedruckter Band erschienen, im Mittelpunkt steht, die Chronik in ihre Zeit einzuordnen.
Die Autorinnen Anne - Beate Riecke und Christina Meckelnborg vollziehen das Entstehen nach. Sie erklären wieso es zu Beginn des 16. Jahrhunderts überhaupt zu dem Chronikvorhaben gekommen ist.Spalatins Quellen wurden gesucht und gefunden. Die seit Jahrhunderten getrennten vier Bände werden wieder ideell zusammengebracht.
Drei der vier Originale lagern in Coburg ( Bayern ). Vom 16./17. Jahrhundert bis 1918 war sie Residenzstadt der Herzöge von Sachsen - Coburg.Erst am 01.Juli 1920 kam Coburg zu Bayern, die Jahrhunderte vorher war es eine Thüringische Residenzstadt, nur so zur geschichtlichen Untermauerung. Ein weiterer Band gehört zum Bestand des Hauptstaatsarchivs in Weimar. Die Weimarer waren es auch, die das jetzige Buch herausgaben.
Georg Spalatin zeigt 200 Personen in seiner Chronik auf, Könige und Fürsten, Grafen und Kaiser.
Ludwig der Bärtige, Albrecht der Entartete, die heilige Elisabeth von Thüringen, Papst Gregor V. Fast alle Regenten, die in der Geschichte Thüringens eine maßgebliche Rolle gespielt haben, kommen in der Chronik vor. Spalatin hat an seinem Werk fast acht Jahre gearbeitet. Auftraggeber war Friedrich der Weise, jener Kurfürst, der über Luther seine schützende Hand hielt.Dank dem Fürsten konnte Luther das Neue Testament ins Deutsche übersetzen.Da ergibt sich eine Parallele zur Spalatin. Die beiden Wissenschaflerinnen beschäftigten sich auch damit, dass
Friedrich der Weise nicht gern Lateyn geredt.Deshalb habe der Kurfürst entgegen den damaligen Sitten auf eine deutschsprachige Chronik gedrängt.
Buch: Anne - Beate Riecke und Christina Meckelnborg -Georg Spalatins Chronik der Sachsen und Thüringer ( Böhlau-Verlag )
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