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Des Kaisers neue Kleider - von Hans Christian Andersen - über Eitelkeit Geldgier und Dummheit [eo]


Bei Ipernity seit dem 9.5. 2011


Über Eitelkeit - Geldgier und Dummheit


Des Kaisers neue Kleider


[eo]

Vor vielen Jahren lebte ein Kaiser,
der so ungeheuer viel auf neue Kleider hielt,
daß er all' sein Geld dafür ausgab, um recht geputzt zu sein.
Er kümmerte sich nicht um seine Soldaten,
kümmerte sich nicht um das Theater,
und liebte es nicht, in den Wald zu fahren,
außer um seine neuen Kleider zu zeigen.
Er hatte einen Rock für jede Stunde des Tages,
und ebenso wie man von einem König sagt:
Er ist im Rat,
so sagte man hier immer:
» Der Kaiser ist in der Garderobe. «

In der großen Stadt, in welcher er wohnte,
ging es sehr munter her.
An jedem Tage kamen viele Fremde an.

Und eines Tages kamen auch zwei Betrüger,
die gaben sich für Weber aus und sagten,
daß sie das schönste Zeug,
was man sich denken könne, zu weben verständen.
Die Farben und das Muster seien nicht allein ungewöhnlich schön,
sondern die Kleider, die von dem Zeuge genäht wurden,
sollten die wunderbare Eigenschaft besitzen,
daß sie für jeden Menschen unsichtbar seien,
der nicht für sein Amt tauge
oder der unverzeihlich dumm sei.

» Das wären ja prächtige Kleider « dachte der Kaiser;
» wenn ich solche hätte, könnte ich ja dahinter kommen,
welche Männer in meinem Reiche zu dem Amte,
das sie haben, nicht taugen.
Ich könnte die Klugen von den Dummen unterscheiden
Ja, das Zeug muß sogleich für mich gewebt werden «

Er gab den beiden Betrügern viel Handgeld,
damit sie ihre Arbeit beginnen sollten


Sie stellten auch zwei Webstühle auf,
taten, als ob sie arbeiteten.
Aber sie hatten nicht das Geringste auf dem Stuhle.
Trotzdem verlangten sie die feinste Seide
und das prächtigste Gold.

Das steckten sie aber in ihre eigene Tasche
und arbeiteten an den leeren Stühlen
bis spät in die Nacht hinein.

» Nun möchte ich doch wissen
wie weit sie mit dem Zeuge sind «
dachte der Kaiser.
Aber es war ihm beklommen zu Mute,
wenn er daran dachte,
daß der, welcher dumm sei
oder schlecht zu seinem Amte tauge,
es nicht sehen könne.

Nun glaubte er zwar,
daß er für sich selbst nichts zu fürchten brauche,
aber er wollte doch erst einen andern senden,
um zu sehen, wie es damit stehe.

Alle Menschen in der ganzen Stadt wußten,
welche besondere Kraft das Zeuge habe,
und alle waren begierig zu sehen,
wie schlecht oder dumm ihr Nachbar sei.

» Ich will meinen alten,
ehrlichen Minister zu den Webern senden «
dachte der Kaiser:
» Er kann am besten beurteilen,
wie das Zeug sich ausnimmt
denn er hat Verstand,
und keiner versieht sein Amt besser als er «

Nun ging der alte, gute Minister in den Saal hinein,
wo die zwei Betrüger saßen
und an den leeren Webstühlen arbeiteten
.
» Gott behüte uns «
dachte der alte Minister und riß die Augen auf.
» Ich kann ja nichts erblicken «

Aber das sagte er nicht.
Beide Betrüger baten ihn näher zu treten, und fragten,
ob es nicht ein hübsches Muster und schöne Farben seien.
Dann zeigten sie auf den leeren Stuhl
und der arme, alte Minister fuhr fort die Augen aufzureißen.
aber er konnte nichts sehen, denn es war nichts da.

» Herr Gott « dachte er »sollte ich dumm sein?
Das habe ich nie geglaubt,
und das darf kein Mensch wissen.
Sollte ich nicht zu meinem Amte taugen?
Nein, es geht nicht an, daß ich erzähle,
ich könne das Zeug nicht sehen. »


» Nun, Sie sagen nichts dazu «
fragte der eine von den Webern.
» Oh - es ist niedlich, ganz allerliebst «
antwortete der alte Minister und sah durch seine Brille.
»Dieses Muster und diese Farben.
– Ja, ich werde dem Kaiser sagen, daß es mir sehr gefällt!«
»Nun, das freut uns « sagten beide Weber
und darauf benannten sie die Farben mit Namen
und erklärten das seltsame Muster.
Der alte Minister merkte gut auf,
damit er dasselbe sagen könne,
wenn er zum Kaiser zurückkomme.
Und das tat er auch.

Nun verlangten die Betrüger mehr Geld,
mehr Seide und mehr Gold,
um es zum Weben zu gebrauchen.

Sie steckten alles in ihre eigenen Taschen.

Auf den Webstuhl kam kein Faden,
aber sie fuhren fort,
wie bisher an den leeren Stühlen zu arbeiten.

Der Kaiser sandte bald wieder
einen anderen tüchtigen Staatsmann hin,
um zu sehen, wie es mit dem Weben stehe
und ob das Zeug bald fertig sei.
Es ging ihm aber gerade wie dem ersten.
Er sah und sah -
weil aber außer dem Webstuhle nichts da war,
so konnte er nichts sehen.

»Ist das nicht ein hübsches Stück Zeug?«
fragten die beiden Betrüger
und zeigten und erklärten das prächtige Muster,
welches gar nicht da war.
» Dumm bin ich nicht « dachte der Mann
» es ist also mein gutes Amt, zu dem ich nicht tauge!
Das wäre seltsam genug,
aber das muß man sich nicht merken lassen. «

Daher lobte er das Zeug, welches er nicht sah,
und versicherte ihnen seine Freude
über die schönen Farben und das herrliche Muster.
» Ja, es ist ganz allerliebst « sagte er zum Kaiser.

Alle Menschen in der Stadt sprachen von dem prächtigen Zeuge.
Nun wollte der Kaiser es selbst sehen,
während es noch auf dem Webstuhl sei.

Mit einer ganzen Schar auserwählter Männer,
unter welchen auch die beiden ehrlichen Staatsmänner waren
die schon früher dagewesen
ging er zu den beiden listigen Betrügern hin,
die nun aus allen Kräften webten,
aber ohne Faser oder Faden.
» Ja, ist das nicht prächtig «
sagten die beiden ehrlichen Staatsmänner.
»Wollen Ew. Majestät sehen, welches Muster, welche Farben.

Und dann zeigten sie auf den leeren Webstuhl,
denn sie glaubten,
daß die andern das Zeug wohl sehen könnten.
» Was « dachte der Kaiser
» ich sehe gar nichts -
Das ist ja erschrecklich. Bin ich dumm ?
Tauge ich nicht dazu - Kaiser zu sein ?
Das wäre das Schrecklichste, was mir begegnen könnte.
O, es ist sehr hübsch « sagte er:
» Es hat meinen allerhöchsten Beifall «

Und er nickte zufrieden
und betrachtete den leeren Webstuhl.
Er wollte nicht sagen,
daß er nichts sehen könne.

Das ganze Gefolge, was er mit sich hatte, sah und sah.
Aber es bekam nicht mehr heraus, als alle die andern.

Aber sie sagten gleichwie der Kaiser:
» O, das ist hübsch. «
Und sie rieten ihm,
diese neuen prächtigen Kleider
das erste Mal bei dem großen Feste,
das bevorstand, zu tragen.

» Es ist herrlich - niedlich - ausgezeichnet «
ging es von Mund zu Mund.
Und man schien allerseits innig erfreut darüber.
Der Kaiser verlieh jedem der Betrüger ein Ritterkreuz,
um es in das Knopfloch zu hängen,
und den Titel

- Hofweber -

Die ganze Nacht vor dem Morgen,
an dem das Fest statthaben sollte,
waren die Betrüger auf
und hatten über sechszehn Lichter angezündet.
Die Leute konnten sehen, daß sie stark beschäftigt waren,
des Kaisers neue Kleider fertig zu machen.
Sie taten, als ob sie das Zeug aus dem Webstuhl nähmen.
Sie schnitten in die Luft mit großen Scheren,
sie nähten mit Nähnadeln ohne Faden und sagten zuletzt:

» Sieh - nun sind die Kleider fertig. «

Der Kaiser mit seinen vornehmsten Beamten kam selbst
und beide Betrüger hoben den einen Arm in die Höhe,
gerade, als ob sie etwas hielten, und sagten:
» Seht - hier sind die Beinkleider
Hier ist das Kleid - hier der Mantel. «
Und so weiter.
» Es ist so leicht wie Spinnewebe
man sollte glauben, man habe nichts auf dem Körper,
aber das ist gerade die Schönheit dabei. «

» Ja « sagten alle Beamten.
Aber sie konnten nichts sehen,
denn es war nichts zu sehen.

» Belieben Ew. kaiserliche Majestät Ihre Kleider abzulegen «
sagten die Betrüger
» So wollen wir Ihnen die neuen Kleider
hier vor dem großen Spiegel anziehen. «

Der Kaiser legte seine Kleider ab
und die Betrüger stellten sich,
als ob sie ihm ein jedes Stück der neuen Kleider anzögen,
welche fertig genäht sein sollten.
Und der Kaiser wendete und drehte sich vor dem Spiegel.

» Ei - wie gut sie kleiden - wie herrlich sie sitzen « sagten alle.
» Welches Muster - welche Farben - das ist ein kostbarer Anzug. «


» Draußen stehen sie mit dem Thronhimmel,
welche über Ew. Majestät getragen werden soll. «
meldete der Oberceremonienmeister.
» Seht - ich bin ja fertig. « sagte der Kaiser.
» Sitzt es nicht gut ? «
Und dann wendete er sich nochmals zu dem Spiegel.
Denn es sollte scheinen,
als ob er seine Kleider recht betrachte.

Die Kammerherren, welche die Schleppe tragen sollten,
griffen mit den Händen gegen den Fußboden,
als ob sie die Schleppe aufhöben.
Sie gingen und taten,
als hielten sie etwas in der Luft;
Sie wagten es nicht, es sich merken zu lassen,
daß sie nichts sehen konnten.

So ging der Kaiser unter dem prächtigen Thronhimmel,
und alle Menschen auf der Straße und in den Fenstern sprachen:
» Wie sind des Kaisers neue Kleider unvergleichlich -
Welche Schleppe er am Kleide hat -
Wie schön sie sitzt. «

Keiner wollte es sich merken lassen, daß er nichts sah.
Denn dann hätte er ja nicht zu seinem Amte getaugt,
oder er wäre sehr dumm gewesen.

Keine Kleider des Kaisers hatten solches Glück gemacht als diese.

» Aber er hat ja gar nichts an «

sagte plötzlich ein kleines Kind.


» Hört die Stimme der Unschuld. «
sagte der Vater.
Und der eine zischelte dem andern zu,
was das Kind gesagt hatte.

» Aber er hat ja gar nichts an «

rief zuletzt das ganze Volk.

Das ergriff den Kaiser,
denn das Volk schien ihm recht zu haben.
Aber er dachte bei sich:

» Nun muß ich aushalten. «

Und die Kammerherren gingen und trugen die Schleppe

die gar nicht da war

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10 comments

Elbertinum said:

Wo werden wir heute nicht überall betrogen
Probleme werden vertuscht
oder man redet mehr oder weniger um die Sache herum
Manche können das sehr gewandt
Häufig merken wir es nicht - es wird so geschickt gemacht
Und uns fehlt einfach die Sachkenntnis
und diese 'Sachkenntnis' fehlt sogar manchem Minister
verständlich bei dem Übermaß an Paragrafen und Vorschriften

und --- wenn wir - das Volk - es mal merken - was geschieht dann ?

Häufig : NICHTS - NICHTS - NICHTS
Vielleicht einmal vor einer Wahl

Dummheit und Macht - Bürger gib acht
12 years ago ( translate )

Manfredo said:

Alberto, la fabelo ne estas de la fratoj Grimm! Verkis ĝin Hans Christian Andersen. -Kaj jam Zamenhof tradukis ĝin en Esperanton.
12 years ago ( translate )

Elbertinum replied to Manfredo:

Dankon Manfredo -
12 years ago ( translate )

Elbertinum said:

Unsere ach so lieben Banken geben uns mit der freundlichsten Miene Geld
Natürlich gegen Zinsen -
Aber sonst tuen sie nichts -
außer mal eben so hin und wieder verantwortungslos handeln
Es ist ja eigentlich auch nicht ihr eigenes Geld -
Die Probleme des Staates und der Menschen gehen sie nichts an -
Die Lösung dieser Problem - eine schwierige Arbeit - überlassen sie den Kunden
Und da man so leicht an das Geld kommt - häufen sich die Staats-Schulden
Eigentlich dürften die Banken schon gar nichts mehr verleihen
Aber der Staat mit seinen Steuerzahlern steht ja schon bereit -
Und so werden wir Bürger langsam aber sicher ausgebeutet -

Woher nimmt man eigentlich das viele Geld
Milliarden schnell für die Rettung der verantwortungslos handelnden Banken
und 7 Euro mehr für Hartz IV Empfänger erst nach monatelangem Verhandeln

WOHER kommt nur das VIELE Geld
Vielleicht gibt es das gar nicht

DIESES SYSTEM wird bald zusammenbrechen
12 years ago ( translate )

protox said:

Das System ist stimmig. Gewinne werden privatisiert. Verluste werden sozialisiert.Dazu kommt noch die ja so wohlklingende Gewinnmaximierung.
Meine Oma hätte Raffgier dazu gesagt.
Und raffgierige Menschen gehören mit Katzenscheiße erschossen damit sie ewig stinken.
12 years ago ( translate )

Elbertinum said:

Vor kurzem las ich 3 interessante Artikel:
1. Die Reichen der USA hätten soviel Geld - dass sie die Schulden des Staates bezahlen könnten -
2. Das Sparvermögen der Deutschen sei größer als die Schulden der Bundesrepublik -
3. Vom in den Umlauf gebrachten Euro sind effektiv das heißt nachweislich
nur 1/4 im tatsächlichen Umlauf - der Rest wird irgendwie irgendwo gehortet -
12 years ago ( translate )

Hans-Georg Kaiser said:

Zur Geschichte: Das Original ist im Eulenspiegel, aber die Kopie von Andersen ist trotzdem eine von meinen Lieblingsgeschichten. "Schon der ist weise, der den Weisen versteht."
12 years ago ( translate )

Elbertinum said:

Mittlerweile weiß ichs - der Zinseszins macht die Reichen
- ohne Arbeit - IMMER noch REICHER
und die Schuldner - die Staaten - IMMER noch ÄRMER -
10 years ago ( translate )

Elbertinum said:

Die Notenbanken geben billiges - virtuelles - Geld für 0,5% Zinsen heraus
aus eigener Macht -
diese Macht ist ihnen von den Parlamenten gegeben -
dann wird das virtuelle Geld weitergegeben an die Banken -
die geben dann 'gnädig' das virtuelle Geld weiter zu 4,9% Zinsen
Billigend nehmen sie in Kauf - dass dadurch das Geld weniger wert wird
das wird uns aber nicht gesagt -
Für die Banken ist das Geld
reines SPIELGELD - sie tun jedoch so - als sei es echtes Geld -
Aber der Staat und der Bürger muss zurückzahlen
in echtem Geld und echter ARBEIT
mit Zins und ZINSESZINS -

? WER weist die Banken in ihre Schranken - ja WER ?

So hat jeder seine DOGMEN - die Kirchen - die Banken - die Staaten

? Und WER sind die DUMMEN - ja WER ?
10 years ago ( translate )

Elbertinum said:

Glücklicherweise kann ich mich heute informieren über Gruppen - die dieses System durchschauen und eine Änderung anvisieren :-)
danke für deinen Beitrag :-)

Leider wissen wir heute - es gibt immer noch Menschen die unverhältnismäßig viel Geld verdienen - manchmal sogar - ohne zu arbeiten -
10 years ago ( translate )