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Fast ausgestorben - viele Silvesterbräuche
Nackte Frauen in der Stube, Visionen auf dem Friedhof - mit der Silvesternacht ist Aberglaube verbunden.
Allseits beliebt und auch noch heute aktuell - Das Zinn- oder Bleigießen ( siehe unten)


Es wird nicht nur in Thüringen so sein, wahrscheinlich in den meisten Gegenden - Silvesterbräuche geraten immer mehr in Vergessenheit.
Heute sind schon viele Gepflogenheiten zum Jahreswechsel, die noch vor Jahrzehnten aktuell waren, nicht mehr verbreitet und geraden zunehmend ins Abseits und ins Vergessen.
Gehalten haben sich bis heute das Zinn- und Bleigießen zum Jahreswechsel und vor allem Essensbräuche.
Viele früher in Thüringen verbreiteten Orakelbräuche sind dem Aberglauben der Menschen geschuldet.
So waren z.B. die Leute in Stadtroda davon überzeugt, dass derjenige, der die Kirchenglocken in der Silvesternacht läutet, durch Erscheinungen oder Visionen erfährt, wer im neuen Jahr stirbt.
Fröhlicher ging es in Weimar zu, wo einst heiratswillige junge Frauen in der Silvesternacht vor der Haustür kehrten, um einen Wink auf ihren Zukünftigen zu erhalten. In Sonneberg sei es Brauch gewesen, dass sich heiratswillige Mädchen nackt in die Stube legten, um ihren Bräutigam vor dem inneren Auge zu sehen.
Auch Katastrophen wurden in der Silvesternacht vorhergesagt. Wenn nachts ein Feuerschein auf einem Haus entdeckt wurde, war das für die Bewohner ein Zeichen für kommendes Unheil. Um Unheil abzuwenden, achtete man in Gera, Schleiz oder Hildburghausen darauf, dass in der Silesternacht das Feuer nicht ausging, Wasser nicht verkochte oder keine Wäsche zum Trocknen aufgehängt wurde. Das mit dem Wasserkochen und der Wäsche kannte ich aber auch noch bei meiner Großmutter. Na ja, auch schon wieder fünfzig Jahre her. Früher nutzten die schlecht bezahlten Lehrer den Jahreswechsel, um mit den Kindern in den Residenzstädten um eine milde Gabe ihres Landesherrn zu bitten, ein Brauch der um 1900 verschwand. Vielleicht wird er wieder aufgenommen, aber da müßten die Kinder um eine bessere, in Deutschland einheitliche Schulbildung auf international hohem Niveau bitten. Ob ich das mit der Schulbildung noch erlebe, die Hoffnung stirbt zuletzt.
Was sich einigermaßen gehalten hat, sind Essenstraditionen. So ist in Ostthüringen mit seinen vielen Teichen bis heute das Karpfenessen sehr beliebt. Aber Karpfenessen zu Silvester ist vermutlich nicht nur in Thüringen Brauch. In früheren Zeiten verband man mit dem Verzehr von Fisch, dass es im neuen Jahr immer Geld gab, es nicht knapp wurde.
Für einen Geldsegen im Neuen Jahr steht auch auf den Speiseplan zu Silvester - Linsen, Erbsen, Hirse, Reis. Bei uns zu Hause gibt es seit über sechzig Jahres zum Silvesteressen Linsen, Geldsegen hat es auch nie gebracht, wir haben aber nie Not oder Hunger gelitten. Meines Erachtens auch schon viel wert.
Übrigens - Karpfenschuppen im Geldbeutel soll auch den Geldsegen bringen.
Das Neue Jahr wurde in früheren Zeiten mit Schreien, Schießen, Peitschenknallen oder Posaunenchören begrüßt, heute sind es Silvesterknaller, Feuerwerksbatterien und Böller.

Also dann - ein gesundes und schönes NEUES JAHR 2014