„Der Weg der Feigheit besteht darin, sich in einen Kokon einzuspinnen, in dem alles beim Alten bleiben kann. Wenn wir immer wieder aufs Neue unsere alten Verhaltens- und Denkmuster abspulen, brauchen wir nie einen Sprung an die frische Luft oder auf neues Terrain zu wagen. Wir vergraben uns in unserer düsteren Privatumwelt, wo unser eigener Stallgeruch unser Gefährte ist. Wir betrachten diesen dumpfen Kokon als Familienerbstück und geben unsere Erinnerungen an all das Gut-Böse, Böse-Gut ungern auf. ..
Im Kokon gibt es nicht einmal den Gedanken an Licht – bis sich irgendwann ein Verlangen nach Offenheit regt, nach etwas anderem als unserem eigenen Stallgeruch. Wenn wir anfangen, dieses gemütliche Dunkel einmal näher zu untersuchen, es anzuschauen, zu riechen, zu fühlen, dann fühlen wir uns plötzlich eingesperrt. Der erste Impuls, der uns vom Dunkel des Kokons weg und zur Großen Östlichen Sonne hinzieht, ist der Wunsch nach frischer Luft. Aber sobald wir ahnen, dass es frische Luft tatsächlich geben könnte, stellen wir fest, dass unsere Arme und Beine gefesselt sind. …
Mit diesem Verlangen nach frischer Luft, nach einem Windhauch der Freude, fangen wir an, uns nach einer anderen Umwelt umzusehen. Und zu unserer Überraschung sehen wir jetzt Licht, wenn auch zunächst nur schwach. An diesem Punkt zerreißt der Kokon.“
(Chögyam Trungpa,
www.droemer-knaur.de/buch/choegyam-trungpa-das-buch-vom-meditativen-leben-9783426875759 )
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2 comments
Chrissy said:
Hubs 56 said:
Servus Hubs