Normal ist das (nicht)
„Wer die Narben eines Traumas davongetragen hat, entwickelt fast ausnahmslos ein Selbstbild, das auf Scham basiert. .. Eine der verheerendsten Folgen der Scham ist der Verlust des Mitgefühls mit sich selbst. (und mit allen anderen)
Das negative Selbstbild dringt nicht immer ins Bewusstsein vor und kann sich sogar als sein Gegenteil darstellen : ein gesteigertes Selbstwertgefühl. Mancher hüllt sich in einen Panzer der Großartigkeit und verleugnet jegliche Unzulänglichkeiten, um diese erdrückende Scham nicht spüren zu müssen. Diese Selbstbeweihräucherung ist eine ebenso sichere Manifestation des Selbsthasses wie die abgrundtiefe Selbstverachtung. Sie wird aber viel eher als normal angesehen.
Es ist ein Ausdruck des Irrsinns unserer Kultur, dass bestimmte Personen, die sich vor der Scham in einen schamlosen Narzissmus flüchten, es sogar zu hohem sozialen, wirtschaftlichem und politischem Status bringen können. Unsere Kultur zermalmt viele derjenigen, die am stärksten traumatisiert sind. Sie kann aber auch – abhängig vom Klassenhintergrund, der Ethnie und anderen Variablen – einige wenige in die höchsten Positionen der Macht befördern.“
(Dr. Gabor Mate', Vom Mythos des Normalen, Kösel-Verlag, München, 2023)
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Taken on Friday January 24, 2025
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Posted on Friday January 24, 2025
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5 comments
Jaap van 't Veen said:
Hubs 56 said:
interessantes Bild- und Textdokument
Ingo Krehl said:
William Sutherland said:
Anton Cruz Carro said: