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Kapelle Oberthürheim von Christoph Mäckler

Kapelle bei Oberthürheim

Das Grundstück der Kapelle bei Oberthürheim liegt an einer Weggabelung westlich des Ortes inmitten von Feldern am Rande eines kleinen Wäldchens. Das Wegekreuz wird schon von Weitem durch große Kastanienbäume markiert.

Die ersten Entwurfsskizzen entstanden mit der Grundrissfigur in Form eines Kreuzes als Sinnbild der örtlichen Situation und des christlichen Glaubens. Der Wunsch nach Einfachheit führte im weiteren Entwurfsprozess schließlich zum Archetypus „Haus“ wie er landauf und landab in vielen Kapellen am Wegesrand zu finden ist.

Diese Reduktion lässt den Ort zu einem Ort des Einhaltens werden, der sich durch das Zusammenfügen von Wegekreuz, Kastanienbaum und Kapellenhaus zu einem landschaftlichen Ensemble der Ruhe entwickelt.

Das in der Natur gewachsene Baumaterial Holz – sein konstruktives Zusammenfügen, das in sich Verzahnen und Aufstapeln – ist Teil und Grundlage der architektonischen Reduktion.

Die Konstruktion der Blockbauweise, bei der Tragwerk und Hülle eine Einheit bilden, gehört zu den ältesten Konstruktionsweisen im Hausbau und ist Inbegriff eines ursprünglichen Bauens. Das Maß der gleichbleibenden Holzquerschnitte bildet dabei die Grundlage der Raumabmessungen.

Die in Material und Form reduzierte Ausführung steht im Einklang mit dem Ausdruck einer einfachen Kapelle, die in ihrer aufstrebenden Architekturform Reminiszenzen an den gotischen Kirchenbau erweckt, dessen typische Merkmale die Betonung der Vertikalen und das zunehmende Verhältnis von Raumhöhe zur Breite sind. Dieses beträgt bei der Kapelle im 4,1 : 1 (Chor des Kölner Doms 3,6 : 1).

Ein weiteres typisches Merkmal der Gotik ist im Gegensatz zum additiven Bauen die Vereinheitlichung der einzelnen Teile zu einem gemeinsamen Ganzen, was durch die monolithische Holzkonstruktion der Kapelle eine Interpretation erfährt.

Im Inneren tauchen 172 Farbgläser den Kapellenraum am Tage in ein tiefblaues Licht, das durch ein goldgelbes Kreuz in der nach Westen ausgerichteten Giebelwand durchdrungen wird. Der hochaufragende Raum und seine Proportion sind nur am Abend im Licht einer unter dem Kreuz gehaltenen, goldgefassten Kerze wahrzunehmen.

Das bildhafte Wachsen ins Unendliche in Verbindung mit der tiefblauen Lichtstimmung des Raumes, dem goldgelben christlichen Kreuz, dem Kerzenlicht und dem Weihwasserbecken sowie der einfachen, naturverbundenen Bauweise aus Lärchenholz erzeugen den christlich-spirituellen Raumeindruck in der Wegekapelle Oberthürheim.

Christoph Mäckler


Das Projekt Sieben Kapellen der Siegfried und Elfriede Denzel Stiftung

2016 errichtete der Wertinger Unternehmer Siegfried Denzel mit seiner Ehefrau die Siegfried und Elfriede Denzel Stiftung mit dem Zweck, Kunst, Geschichte, Kirche, Religion und Kultur zu fördern. In Gesprächen mit dem Stifter entwickelte im Februar 2017 Dr. Peter Fassl, Bezirksheimatpfleger und stv. Vorsitzender der Stiftung, das Projekt Sieben Kapellen.

Die Siegfried und Elfriede Denzel Stiftung will mit Schwerpunkt im Landkreis Dillingen an den neu entstandenen Radwegen sieben Wegkapellen errichten. Dem Wegenetz der früheren Zeit gaben religiöse Zeichen Maß und Orientierung. Diese geistliche Kartierung war Anregung für das Projekt Sieben Kapellen. Die Radwege werden durch die Elektromobilität an Bedeutung gewinnen.

An ausgewählten Orten an den Radwegen soll ein neues Zeichensystem entstehen, das den Radfahrer zum Halten, Rasten und zur Besinnung einlädt und Schutz bietet. Die Zahl sieben ist in der jüdisch-christlichen Tradition vielfach vorhanden (Schöpfung, Tugenden, Geistesgaben) und mag inhaltliche Anregungen geben. Die sieben Kapellen wollen eine Landmarke setzen und ein architektonisches Zeichen in der Landschaft bilden, das die Tradition des Kapellenbaus in zeitgenössischer Gestaltung weiterentwickelt.

(Quelle: 7kapellen.de/die-kapellen)


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19 comments

uwschu said:

in so einem herrlichem Licht. Sind diese Kapellen offen?
2 years ago ( translate )

mARTin replied to uwschu:

Die Kapellen sind alle offen und frei zugänglich. Mein Plan ist, in den nächsten Wochen alle zu besuchen und hier zu zeigen.
2 years ago ( translate )

Ulrich John said:

Hört sich sehr interessant an. Schön gezeigt, Martin !
2 years ago ( translate )

mARTin replied to Ulrich John:

Danke Ulrich. Die Kapellen sind alle sehr interessant und nur aus Holz gebaut.
2 years ago ( translate )

uwschu replied to mARTin:

Das mach mal, würde mich interessieren, wie es drinnen aussieht
2 years ago ( translate )

mARTin replied to uwschu:

Schau mal in der Beschreibung, da habe ich ein Bild vom inneren verlinkt. Du warst zu schnell vorhin, da hate ich die Beschreibung nicht nicht fertig.
2 years ago ( translate )

uwschu replied to mARTin:

Ah ja, Danke schon mal dafür, wird ein interessantes Projekt.
Beim Hochladen stelle ich meist erst auf Privat und wenn alles komplett ist, kommt die Freigabe für Jeden
2 years ago ( translate )

Leo W said:

Klasse Licht und ausgefallenes Bauwerk, welches sich sehr gut in die Landschaft einfügt. Auch neue Kapellen können schön sein.
2 years ago ( translate )

mARTin replied to Leo W:

Danke Leo. Die sieben Kapellen sind allesamt ein Hingucker. Die Macher haben sich da was sehr gelungenes ausgedacht.
2 years ago ( translate )

sea-herdorf said:

Eine spannende Architektur mit einem fantastischen Licht.
Freundliche Grüße und angenehme Ostertage
Erich
2 years ago ( translate )

mARTin replied to sea-herdorf:

Danke Erich, wünsche ich Dir auch.
2 years ago ( translate )

Leo W said:

Ich wünsche dir auch ein friedvolles Osterfest und erholsame Feiertage
2 years ago ( translate )

mARTin replied to Leo W:

Vielen Dank Leo, auch Dir ein paar schöne Ostertage.
2 years ago ( translate )

Hubs 56 said:

ein interessantes Bauwerk - gut in Szene gesetzt chapeau, Hubs
2 years ago ( translate )

mARTin replied to Hubs 56:

Freut mich, Danke
2 years ago ( translate )