Herr Einstein, erlauben Sie mir Ihre Mail hier hervorzuheben:
Kurz: Ich habe jüngst ein Gespräch mit ihm (Ammann) (Deutschlandfunk) gehört, in dem er im Rückblick auf seine Frankfurter Zeit erzählt hat, dass da plötzlich so ein paar junge Leute aufgetaucht seien, die ihm was von internet und neuen medien etc. erzählt hätten und wozu er sich dann -in etwa- so darüber äusserte, dass er einfach nicht verstanden habe, was die von ihm wollten (und was er damit zu tun bzw. was das mit kunst zu tun haben solle).
Ich kann den Ammann gut verstehen. Weder damals noch heute wäre ich auf die Idee gekommen, ihn wegen des Internets aufzusuchen.
Mir damals schon klar, daß Arbeit im Internet vollkommen außerhalb musealer Kategorien stattfinden würde. Was hätte der Ammann auch anbieten können? Eine Ausstellung im Museum, einen Katalog, wie er sie anderen Frankfurter Künstler vermittelt hatte? Macht mit Internet keinen Sinn. Höchstens Fürsprache bei einer anderen Institution. Aber da hätte man sich fragen können, was Ammann davon gehabt hätte. In der Regel hat er solche empfohlen, die bei ihm oder befreundeten Galerien ausstellten.
Kunst durchs Internet hat tatsächlich nichts mehr mit dem zu tun, was wir bislang für Kunst hielten. Da durfte der Ammann wirklich zweifeln. Keine Objekte, keine Flach- oder Hängeware, nichts, auf das man noch zeigen könnte. Das Museum, die Galerie, sind (für mich) tot. Und mit ihnen, diejenigen, die darin arbeiten.
6 comments
Carl M. Einstein said:
www.podcast.de/episode/444928/Wirklichkeit_in_der_Kunst_heute:_3._Jean-Christophe_Ammann
Carl M. Einstein said:
"Als ich in den 90er Jahren ...da... das Museum...für Moderne Kunst in Frankfurt bis 2001 geleitet habe, waren da Leute, die diese ganze Digitalisierung wie einen Jungbrunnen erlebten und meinten, das Museum erübrigt sich. Nun, und in der Folge könne man alles am Bildschirm verfolgen, digitalisiert und so weiter. Ich schaute diese Leute an und verstand die Welt nicht mehr. Weil die einen völlig konfusen, ABER JETZT AUCH NEGATIV GEMEINT, [...] weil die einen völlig konfusen Werkbegriff hatten. Und ich glaube, es gibt so viele junge Leute, die tun wunderbare Dinge, und die scheren sich überhaupt nicht darum, ob jetzt jemand sagt, äh, die Malerei ist vorbei, die Skulptur ist vorbei, oder das ist vorbei. Die staunen über diese Aussagen und tun, was sie wollen. Und das ist das erfrischende und das wunderbare."
Carl M. Einstein said:
Realbeck said:
Schon die Begriffe wie "verfolgen", "sehen", "vorgeführt bekommen" zeigen, wie abseits sie stehen.
Carl M. Einstein said:
Ich habe mir dieser Tage einige Konvolute zur Medienkunst aus Regalen und Archivboxen gezogen: Eine spannende Erfahrung. Sie glauben ja gar nicht, wie mausetot das alles ist. Was sie da lesen und sehen - selbst noch aus 2002, liest sich, als wären Jahrhunderte vergangen...
Realbeck said:
Damit hat der König aber trotzdem nicht recht. Er bleibt nur an der Oberfläche eines vulgären Medienkunstverständnisses. Und weil er so ein wichtiger Mann im Kunstbetrieb ist, kann er auch ganz laut schreien. Das verhindert eine ernsthafte und differenzierte Auseindandersetzung.
Leider ist es ja so. Man sieht einen Haufen schlechter Medienkunst, und dann verallgemeinert man und sagt alle Medienkunst ist Scheisse.