Besondere "Sinnesleistung"...beim Aufspüren von Beutetieren, die weit unter der Oberfläche ihr Dasein fristen. Zu sehen ist von diesen Tieren nicht die geringste Spur. Aber dennoch tippelt der Kiebitz im "Nähmaschinenschritt etwa einen Meter vor, erstarrt aus vollem Lauf, schießt dann noch einmal ein paar Schritte vor, stößt mit dem Schnabel und zieht wie der Zauberer aus dem Zylinder...nun zwar kein Kaninchen, aber einen dicken Wurm hervor.
Hier hat der Vogel......bis zu 4,5 cm ins Erdreich hinein (gemessen). Der Kiebitz beherrscht diese (Technik) so perfekt, dass er fast alle Insekten und Spinnen, die ihm gut sichtbar auf der Erdoberfläche vor der "Nase" herumtanzen, geflissentlich übersieht und sich seine Opfer lieber aus dem Unsichtbaren der Unterwelt holt.
Bei minutiöser Beobachtung kommen wir dem "Zauberer" hinter seine Schliche: Auf der meterlangen Trippelstrecke trampelt der Vogel wie ein Indianer beim Kriegstanz auf dem Boden herum und setzt damit alles unterirdische Getier in Angst und Schrecken, dass alle diese Würmer mit hastigen Kriech- und Bohrbewegungen zu fliehen versuchen.
Dann erstarrt der Vogel, indem, er auf einem Bein stehen bleibt und das andere, nach hinten gestreckt, auf die Zehenspitzen stützt. In der "Fußsohle" und den "Zehen" besitzt der Kiebitz nun etwas, das der Mensch nicht annähernd aufzuweisen hat: auf Vibrationen reagieren Sinneszellen, die schon die feinsten Erschütterungen des Erdbodens wahrnehmen. Der Vogel "hört" sozusagen mit den Füßen jenes "Erdbeben" das die Würmer verursachen, wenn sie im Fluchttempo durch den Erdboden kriechen.....
Experimente haben gezeigt, dass der Kiebitz auf eine maximale Entfernung von 22cm jeden bis zu 4,5 cm tiefen Wurm noch auf zwei bis drei Zentimeter genau orten kann, und zwar mit beiden Füßen etwa so wie wir mit zwei Ohren räumlich hören können. Die letzte Feineinstellung besorgen dann Tast- und Riechsinneszellen an der Spitze des langen, aber weichen Schnabels, während er in den feuchten Wiesenboden hineinsticht.
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Der Kiebitz macht seinem Namen bereits dadurch alle Ehre, daß er genau nach hinten sehen kann, ohne dabei den Kopf zu drehen. Glaubt ein heranschleichender Fuchs
er könne ruhig eine Vorwärtsbewegung riskieren, da der Vogel gerade diametral von ihm wegschaut, hat er sich gewaltig getäuscht. Der Kiebitz sieht dem Räuber sehr wohl in die "Karten" und fliegt davon, längst bevor der Fuchs in Sprungweite gekommen ist.
Blickt man einem dieser Vögel mit dem Fernglas exakt auf den Hinterkopf, so sind die genau seitlich stehenden Augen kaum zu erkennen. Was auffällt, sind aber die beiden "Sehrinnen" am Hinterkopf: Hohlkehlen im Schädel, die von den Hinterenden der Augen nach hinten führen und das Blickfeld in Richtung Schwanz freigeben.
zitiert aus dem antiquarischen Buch: Mit den Wölfen heulen
Autor: Vitus Bernward Dröscher
Seiten 100 und 101
2 comments
bonsai59 said:
Ulrich Dinges said: