Seit Tagen war ich ratlos. Meine Internetverbindung war andauernd unterbrochen, mal habe ich eine Seite aufgekriegt, mal blinkte das Lämpchen auf meinen Router nicht auf.
In "unserem" Forum, dass ich als Administrator vorstehe und ein kleines, feines ist mit ein paar netten Freunden, wies einer mit Link darauf hin, was ich davon hielt. Ich konnte es wiedermal nicht aufmachen und sah nur den Linknamen:
"St. Pauli beurlaubt Trainer Frontzeck" (oder so ähnlich)
Ich dachte, dass wäre eine Spaßseite gewesen. So wie "Der Postillion"!
Es war es leider nicht.
Nachdem ich meinen Internetprovider nun doch mal angerufen hatte und mir versichert wurde, ja, ihre Leitung hat zu wenig Leistung, war kurze Zeit später diese stabiler und auch schneller.
So konnte ich die Pressekonferenz des Klubs zur Entlassung von Trainer Michael Frontzeck verfolgen.
Zur Situation:
Michael Frontzeck (MF) hat die Mannschaft im Oktober 2012 auf einem Abstiegsplatz übernommen und hat den Klassenerhalt geschafft.
In dieser Saison ist St. Pauli auf Platz 8 mit 19 Punkten aus 13 Spielen. Vier Punkte hinter einem Aufstiegsplatz, 6 Punkte auf einem direkten Abstiegsplatz.
Würden wir auf Platz 8 abschließen, würde das als Erfolg gewertet werden.
Als Begründung für die Entlassung hat Manager Azzouzi "MF hätte eine sofortige Vertragsverlängerung gefordert". Die sportliche Führung wollte in der Winterpause die Situation analysieren und dann zu Gesprächen bereit sein.
MF sagte in einem Interview, er habe nichts gefordert, sondern nur gewußt, wie die sportliche Ausrichtung sein soll.
Ich glaube, in der Mitte liegt die Wahrheit. Es läßt einen trotzdem ratlos zurück. Warum jetzt die Frage nach der sportlichen Ausrichtung?
Nach der letzten Saison im Abstiegskampf und nun in einer sehr engen Tabelle, wo man schnell nach oben und unten rutschen kann. Das machte kein Vorstand mit. Aber auch für ein Trainer nicht die schönste Situation, dessen Vertrag am Saisonschluß endet. Er will natürlich so schnell wie möglich wissen, wie es mit ihm weitergeht.
Aber es muß aus keiner Not diese Konsequenz haben. Ein souveräner Vorstand sagt nein, erst Winterpause, dann ja! Dann müßte MF im schlimmsten Falle zurücktreten oder das Ende seines Traineramtes mit der Beendigung der Saison verkünden. Dann hätte der Vorstand noch in der Winterpause und danach Zeit gehabt, einen Nachfolger zu finden.
Meiner Meinung nach war der Vorstand von MF nicht (mehr) überzeugt gewesen. Und dieses war ein guter Grund gewesen, so zu handeln wie eben heute sie es getan haben.
Ich selber kann es auch nicht sagen, ob ich die Entlassung von MF gut oder schlecht finde.
Als er zu St. Pauli kam, war ich skeptisch. Er hat Vereine wie Aachen und Bielefeld trainiert, die danach von der Bildfläche verschwanden.
Aber er war ein sehr guter Typ, der charakterlich zu diesem liebenwerten Klub passte. Ruhig, trockener Humor, sachlich und kein Selbstdarsteller.
Und punktetechnisch war wie schon geschrieben alles in Lot. Kritik sehe ich, dass er die Mannschaft spieltechnisch irgendwie nicht weiterentwickelte. So schöne rausgespielte Tore gab es kaum; entweder eine schöne Einzelleistung oder Staandards. Oft verließ man das Stadion und man wußte, die Mannschaft hat Potenzial für viel mehr, als sie gezeigt hat. Sicher, die Mannschaft ist jung und braucht Zeit. Sehe ich auch so! Aber manchmal war auch mit diesen Abzügen es zu wenig.
Aber reicht das für eine Entlassung zu diesem Zeitpunkt? Ich weiß es immer noch nicht und bin ratlos.
0 comments