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Kleine schiefe Welten
OTZ vom 05.03.2012 von Ulrike Merkel ( von mir gekürzt und abgeändert)

An diesem Wochenende laden 40 Ostthüringer Keramikerinnen und Keramiker zum "Tag der offenen Töpferei" in ihre Ateliers und Werkstätten ein.

Bilder: Ulrike Merkel





Gera. Kleine schiefe Welten sind ein Markenzeichen von Keramikerin Steffi Grafe: Runde Häuschen mit schiefen Dächern, Miniaturtrutzburgen mit schiefen Türmen und Tonkugeln mit schiefen Fenstern.
"Wenn ich fünf gerade und ein schiefes Haus dastehen habe, wird garantiert das schiefe gekauft", sagt Steffi Grafe.
Die Tongestalterin gehört zu den insgesamt 40 Keramikern aus Ostthüringen und Umgebung, die zum 7."Tag der offenen Töpferei" am Wochenende 10./11.03.2012 von 10 bis 18 Uhr ihr Handwerk vorstellen. Steffi Grafes Hoflädchen zählt wohl zu den kleinsten überhaupt. Neben den beliebten Miniaturbehausungen stehen auch geknauschte Väschen, süße Tierfiguren und tönerne Sammelbilder im Grafe - Design. "Mir wird eine Verwandtschaft zu Hundertwasser nachgesagt",erzählt die Keramikerin. Viele ihrer Gefäße verfügen über kleine Lichtquellen. Mal soll ein Teelicht entzündet werden, mal eine Rosenkerze, mal eine Glühlampe. Inspiration holt sich Steffi Grafe im Alltag. Ihre kleinen Tonraben gehen beispielsweise auf ein Krähenpaar zurück, das sie seit vier Jahren im Garten besucht, angelockt von Grafes Leckereien.Auch unzählige andere Futtergäste kommen ins Vogelhaus. "Ich liebe Tiere", betont Steffi Grafe. Frau Grafe zählt zu den Quereinsteigern, erst im Jahr 2004 machte sie sich selbständig. Zuvor arbeitete sie in ihrem ursprünglichen Beruf als Schauwerbegestalterin bzw. Dekorateurin. Der Anfang war schwer, aber "jetzt bin ich das achte Jahr selbständig und glaube, dass ich es geschafft habe".Die Bundesstraße 92, an der sie wohnt, sorgt nicht nur für Lärm, sondern bringt auch immer wieder neue Kunden. Das auffällige Firmenschild am Straßenrand mit der Aufschrift "Buschwerk" macht wohl neugierig."Der Name Buschwerk spielt noch auf die ursprüngliche Geschäftsidee an", sagt Steffi Grafe. Eigentlich wollte sie Keramik und Naturfloristik miteinander verbinden."Das lief hier draußen aber nicht gut. Blumen sind eben ein leicht verderbliche Ware." Inzwischen hat sich Steffi Grafe auf Keramik spezialisiert.
Während viele ihrer Kollegen an der Töpferscheibe arbeiten, nutzt Steffi Grafe vor allem Gipsformen, Messer und Pinsel. Um etwa die großen Tonkugeln herzustellen, klebt sie zwei in Gipsformen gewonnene Halbkugeln "wie ein Maurer" zusammen und besetzt sie mit Ornamenten. Danach schneidet sie ihre berühmten schiefen Fenster hinein. Nach Glasur und Brand im Keller sind die Kugeln fertig, um im Hoflädchen oder auf einem der Töpfermärkte verkauft zu werden.