Dieses Foto zeigt den Bahnhof von Bad Münstereifel fast genau ein Jahr nach der Flut.
Die Wassermassen haben unter anderem große Teile der Bahninfrastruktur im Einzugsgebiet von Ahr und Erft zerstört. Nach der Flut konnten zunächst die Eifelstrecke von Erftstadt bis Trier-Ehrang, die Voreifelbahn von Bonn nach Euskirchen, die Erfttalbahn von Euskirchen nach Bad Münstereifel und die Ahrtalbahn von Remagen nach Ahrbrück nicht mehr befahren werden.
Wie man aufgrund dieses Fotos ahnen kann, werden in Bad Münstereifel noch etwas länger keine Züge halten. Rund 85% der Bahnkilometer auf den oben genannten Strecken sind nach Angaben der Bahn inzwischen aber wieder hergestellt.
Die Eifelstrecke soll bis Ende dieses Jahres mit Ausnahme des Abschnittes von Kall nach Nettersheim und bis Ende 2023 wieder vollständig befahren werden.
Der Wiederaufbau der Ahrtalbahn wird nach den derzeitigen Planungen jedoch noch bis 2025 dauern. Hier steht die Bahn vor der Herausforderung, dass in den von der Flut am schlimmsten betroffenen Regionen an der mittleren Ahr nicht nur die Gleise, sondern auch zahlreiche Brücken und Bahnhöfe sowie mehrere Stellwerke komplett erneuert werden müssen. Zur Zeit laufen hier noch die Planungen und die Bauarbeiten sollen dann im ersten Quartal 2023 beginnen.
Für die Erfttalbahn von Euskrichen nach Bad Münstereifel ist derzeit noch keine genaue Zeitplanung für den Wiederaufbau bekannt. Im Jahr 2022 werden in den Bahnhof auf diesem Foto aber jedenfalls keine Züge mehr einfahren.
Beim Wiederaufbau der Bahnstruktur wird nicht einfach der gleiche Zustand wie vor der Flut wiederhergestellt, sondern auch berücksichtigt, wie man die Infrastruktur widerstandsfähiger gegen mögliche zukünftige Flutereignisse machen kann. Brücken sollen z.B. keine Mittelpfeiler in der Ahr mehr haben. Bei der Flut im vergangenen Jahr war ein großes Problem, dass sich an zahlreichen Brücken riesige Mengen Treibgut gesammelt haben, welches dann das Wasser zusätzlich gestaut hat. Es gibt Schätzungen, dass die Flut an manchen Orten dadurch ein bis zwei Meter höher war, als es ohne diese Stauungen der Fall gewesen wäre. Durch geeignete Brückenkonstruktionen beim Wiederaufbau kann die Gefahr derartiger Stauungen für zukünftige Flutereignisse reduziert und gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit der Brücken erhöht werden. Neue Stellwerke sollen soweit möglich in höheren Lagen gebaut werden.
Aktueller Stand des Wiederaufbaus der Bahninfrastruktur
Detaillierte Informationen zum Wiederaufbau der Ahrtalbahn
Detaillierte Informationen zum Wiederaufbau der Eifelstrecke
4 comments
Andy Rodker said:
I always wondered how things went after the devastating floods. Thank you for your notes,Guido!
Bergfex said:
Die Bahnlinie im selben Streckenverlauf wieder aufbauen?
Guido Werner replied to Bergfex:
Damit wird man aber nicht verhindern können, dass bei einem vergleichbaren Flutereignis in der Zukunft wieder Bahnstrecken in großem Umfang überflutet werden. Interessant ist daher die Frage, was denn unternommen wird, um zukünftige Flutereignisse abzuschwächen. Man müsste an Ahr und Erft und praktisch in allen Seitentälern Regenrückhaltebecken bauen und ganz generell den Flüssen und Bächen mehr Raum geben. Über solche Maßnahmen wurde nach der Flut zwar immer mal wieder gesprochen. Mir ist aber nicht bekannt, dass es hier schon konkrete Planungen gibt.
Ein Problem sind auch Zielkonflikte zwischen Hochwasserschutz und Naturschutz, bei denen idiologisierte Positionen sinnvolle Lösungen verhindern können. Zum Beispiel wurden in der Vergangenheit wohl diverse Stauwehre abgebaut, damit Fisch die Bäche besser hinaufschwimmen können. Durch den Abbau von Stauwehren hat sich aber auch die Fließgeschwindikgkeit des Wassers erhöht, was die Auswirkungen der Flut verschlimmert haben könnte. Ein anderes kontrovers diskutiertes Thema ist Totholz in den Uferbereichen. Hier haben sich Naturschützer in der Vergangenheit stark dafür eingesetzt, dass Totholz - auch im Uferbereich - einfach liegen bleibt, was damit begründet wird, dass sich dadurch die Biodiversität erhöht. Bei der Flut ist dieses Totholz aber zum Problem geworden, weil es sich zusammen mit anderem Treibgut an den Brücken festgesetzt und Staueffekte verursacht hat. Naturschutz wurde in der Vergangenheit teilweise über Hochwasserschutz gestellt.
Es bleibt also abzuwarten, ob am Ende pragmatisch über notwendige Hochwasserschutzmaßnahmen entschieden wird oder ideologische Positionen und Hochwasserdemenz sinnvolle Maßnahmen verhindern. Nach der letzten verheerenden Flut im Ahrtal 1910 wurden auch schon Pläne für Regenrückhaltebecken entwickelt, die dann jedoch nie in die Tat umsgesetzt wurden. Stattdessen wurde in der Eifel der Nürburgring gebaut. Nach dem Krieg hat sich dann wohl kaum jemand noch an die Katastrophe von 1910 erinnert.
Guido Werner said:
Inzwischen gibt es von der Bundesbahn eine eigen Webseite zum Wiederaufbau der Bahninfrastruktur nach der Flut:
flut-aufbau.deutschebahn.com
Insbesondere haben im August 2022 auch die Arbeiten an der Erfttablbahn von Euskirchen nach Bad Münstereifel begonnen. Die Strecke soll bis Ende 2023 befahren werden.