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Dampf über dem Erzgebirge
Sonderfahrten verschiedener Eisenbahnvereine zur Schwarzenberger Bergparade am 15. Dezember 2018
www.ipernity.com/doc/bonsai59/album/1213562






Jedes Jahr findet unter anderem, wie auch in der Erzgebirgsstadt Schwarzenberg eine große Bergparade statt, wo Bergbrüderschaften vom Bahnhof in die Altstadt marschieren und dort eine Bergzeremoniell abgehalten wird. Es ist in Schwarzenberg auch der Höhepunkt des Weihnachtsmarktes.

Zu dieser Parade veranstalten traditionell einige Eisenbahnmuseen und -vereine Sonderfahrten mit historischem Fahrzeugmaterial. Dabei war ein Sonderzug des Sächsischen Eisenbahnmuseums zusammen mit einem Zug des Nossener Eisenbahnmuseums nach Schwarzenberg unterwegs, ein Zug der Bahnnostalgie-Thüringen mit dem Erzgebirgsexpress und ein Sonderzug vom Eisenbahnmuseum Leipzig. Außerdem gab es Sonderfahrten auf der Erzgebirgischen Aussichtsbahn zwischen Schwarzenberg und Schlettau. - Für mich Anlaß auf Fototour zu gehen und bei so geballtem historischen Eisenbahnverkehr ein paar Impressionen einzufangen.

Bereits Tage zuvor hatte ich die Wettervorhersagen für dieses Wochenende beobachtet und hatte durchaus gemischte Gefühle dabei. Temperaturen um den Gefrierpunkt, mal etwas mehr, mal etwas weniger, gelegentlich Schneeregen, später eher Schnee ... An diesem Vormittag erwartete mich ein grauer Himmel, Temperaturen knapp unter Null, feuchte Luft aber kein Niederschlag. Nach neun Uhr machte ich mich auf nach Aue. Ziel war der Bahnhof. Durch diesen würden alle Sonderzüge fahren, um nach Schwarzenberg zu gelangen.

Als erstes würde der Sonderzug aus Leipzig hier eintreffen. Der Zug sollte mit 52 8154-8 bespannt sein. Die Fahrtroute ging von Leipzig über Böhlen und Altenburg nach Schwarzenberg und sollte da 11:30 Uhr eintreffen. Etwa 10:30 Uhr befand ich mich vor Ort und konnte die Örtlichkeit schon mal unter die Lupe nehmen.
Hier im Bild ein ausfahrender Desiro der Erzgebirgsbahn unter der Brücke der Lößnitzer Straße. Links daneben das äußerlich vorbildlich restaurierte, noch besetzte Stellwerk. Nur die Einrichtung des Stellwerks soll wohl noch sehr "historisch" sein. Außerdem konnte ich auch einen abgestellten Schneepflug der Bauart Meiningen im Bahnhof antreffen.
Noch ein paar wenige Fotografen waren inzwischen auch eingetroffen und so dauerte es nicht mehr lange, bevor sich der erste Sonderzug mit einem Pfiff ankündigte.
Schwer arbeitend erklomm die 52er die Rampe aus Richtung Bad Schlema, bevor die Lok sozusagen im "Leerlauf" in den Bahnhof hineinrollte.
Wer den Bahnhof Aue noch aus DDR-Zeiten kennt, wird feststellen, wie sehr auch hier sich das Bild der Bahn gewandelt hat und das Terrain kaum wiedererkennen. Mit kreischenden Bremsen, wer hat wohl dieses Geräusch nicht mehr in den Ohren, kam der Zug zum stehen.



Am Bahnsteig stehend versuchte ich auch ein Seitenportrait der Lok zu machen, was ich allerdings trotz Weitwinkelobjektiv stitchen mußte.

Nach kurzem Aufenthalt ging die Fahrt weiter Richtung Schwarzenberg.

Ich nehme an, auch der Stellwerker hatte seine Freude an dem ausfahrenden Zug. In diesem Zusammenhang möchte ich hier einmal auf einen kurzen Film bei YouTube hinweisen, den ein Eisenbahnfreund, welcher neben mir stand, gefilmt hat. - Eine wunderschöne Videosequenz. Herzliche Grüße! :-)
www.youtube.com/watch
Nun hieß es warten auf den nächsten Sonderzug aus Erfurt. Dieser Sonderzug sollte über Weimar, Jena, Gera, Ronneburg, Schmölln, Gößnitz und Zwickau kommen und von einer Ludmilla gezogen sein. Da hier in Aue kein Halt für den Zug vorgesehen war, rollte der Zug, gezogen von 132 334-4 vom Erfurter Bahnservice (EBS) in guter Fahrt durch den Bahnhof durch.



Auch das pfeifende Geräusch des Russendiesels, welcher wegen seiner dieselelektrischen Antriebsart auch gern mal als Notstromaggregat bezeichnet wird, ist sicher noch Vielen in Erinnerung.

Der dritte Sonderzug, der nach Schwarzenberg unterwegs war, kam aus Nossen, bzw. Chemnitz. Die Nossener Eisenbahnfreunde sind mit der Reko-50er über Döbeln nach Chemnitz gefahren und dort wurde der Zug mit dem des Sächsischen Eisenbahnmuseums zusammengekuppelt. Zuglok des 11 Wagen langen Zuges war die Chemnitzer 50 3648-8 und als Vorspannlok diente die 50 3610-8 der WFL. Gemeinsam ging die Fahrt über Einsiedel, Burkhardtsdorf, Thalheim und Zwönitz über die momentan gesperrte Strecke Chemnitz - Aue Richtung Schwarzenberg. Die Strecke wird derzeit für das "Chemnitzer Modell" umgebaut. In Zukunft sollen dort Straßenbahnen direkt aus der Chemnitzer Innenstadt heraus nch Aue fahren.

Ein Warten auf den Zug in Aue erschien mir aber zu lange und so entschloß ich mich den Zug in Thalheim zu erwarten. Dort befanden sich schon wesentlich mehr Eisenbahnfreunde. Dampfbespannte Sonderzüge gibt es schon noch einige aber gleich zwei 50er Reko-Maschinen der Deutschen Reichsbahn vor einem Zug ist dann doch schon etwas besonderes.
Das Wetter blieb mir wohlgesonnen und so konnte ich den Sonderzug bei der Einfahrt in den Bahnhof Thalheim gut ablichten. Es blieb zwar wie den ganzen Tag schon Grau in Grau, aber wenigstens gab es keinen Niederschlag und die Dampfentwicklung der Loks kam gut zur Geltung.



Einige Minuten würde der Zug hier halten und man hatte auch noch als "Zugabe" eine Scheineinfahrt geplant.
Und da geschah etwas, was ich in dem Moment nicht unbedingt für Möglich hielt. Viele kennen sicher den Begriff der üblen Fotowolke, welche immer genau dann auftaucht, wenn alles schon stimmt und dann die ganze Situation lichttechnisch kaputt macht. Daß es dafür auch den Pendant gibt wußte ich nicht. Vielleicht eine viertel Stunde nach der Einfahrt riß die Wolkendecke auf, es bildete sich ein Wolkenloch und die Sonne beschien die Szenerie wie ein Spotlight.

Der Zug setzte noch einmal für die Scheineinfahrt zurück und mit einer wunderschönen Fahne aus Wasserdampf fuhr der Zug noch einmal in den Bahnhof ein.

So muß auch der Polarexpress ausgeshen haben. Was für ein Winter-Eisenbahn-Zauber.
Schließlich machte sich der Sonderzug auf den Weg Richtung Aue und Schwarzenberg. Inzwischen hatte ich auch meinen Standort am Bahnhof geändert und konnte so die Ausfahrt des Zuges gut fotografieren und auch filmen.



Ich wurde schon von einigen gefragt, wieso bei der vorderen Lok weißer Dampf aus dem Schornstein kommt und bei der hinteren Lok schwarzer Rauch. Eigentlich ist die Erklärung einfach: Abdampf und die Verbrennungsgase der Feuerbüchse nehmen den gleichen Weg durch den Kamin. Weiß also Wasserdampf und wenn es Schwarz wird, dann schippt der Heizer frische Kohle in die Feurbüchse. Da in diesem Moment die Verbrennung in der Feuerbüchse nicht optimal ist, um den nötigen Dampf zu erzeugen, gelangen eben auch unverbrannte Kohle- und Rußteilchen mit durch den Kamin in's Freie und der Dampf wird schwarz. Es hat also nichts mit der Wahl eines neuen Reichsbahnpräsidenten zu tun. ;-)
Noch eine Bemerkung zur Bespannung: In diesem Falle hier ist es keine Doppeltraktion. Von dieser spricht man nur, wenn beide Fahrzeuge von einer Lok aus gesteuert werden. Die Lok, bei der hier der Zug direkt am Haken hängt, wird als "Zuglok" bezeichnet und die andere Lok, also die Vordere, wird als "Vorspannlok" bezeichnet. - Hier hat jede Maschine ihr eigenes Personal. Lokführer und Heizer. Sehr schön auch im Film zu hören, die Verständigung der Lokführer durch Pfeiffsignale vor dem Anfahren. Erst die eine Lok und dann die andere und noch ein kurzes Quittieren - "Es geht los - Regler auf". Und schon verabschiedet sich der Sonderzug Richtung Schwarzenberg der Parade der Bergmänner entgegen.

Mit dem bei der Ausfahrt angefertigten Video möchte ich meinen kleinen Ausflug in die dampfende, schnaufende Welt der historischen Eisenbahn ausklingen lassen. Und noch eine kleine Bemerkung - diese Bilder ... diese Musik, das ist keine gespielte, gewollte Show - das MUSS so. Das ist echt!

3 comments

Manfred said:

Ein sehr interessanter Bericht. Jede Aufnahme ausführlich und verständlich beschrieben. Vielen Dank dafür!
5 years ago ( translate )

Erhard Bernstein said:

Großartig Arbeit, Frank!
5 years ago ( translate )

LotharW said:

Was für eine Serie und Beschreibung... Man spürt Deinen Enthusismus auch noch in 500 km Entfernug. Super!
5 years ago ( translate )